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News: Ein „Cocktail” gegen AIDS

Wissenschaftler haben nachgewiesen, daß eine AIDS-Therapie, die auf einem Medikamenten-"Cocktail" basiert, sehr wirkungsvoll eingesetzt werden kann. Allerdings wird der Körper nicht vollständig von HIV befreit. Einige Viren bleiben in den Immunsystemzellen „versteckt”. Sie sind aber unfähig die Krankheit auszulösen oder gegen die Anti-AIDS-Medikamente resistent zu werden.
Durch diese Entdeckung gibt es neue Hoffnung auf längeres Überleben für HIV-Infizierte. Allerdings müssen die Patienten sich auf Dauer einer medikamentösen Therapie unterziehen, um die Reaktivierung der Infektion und einen Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Der in dieser Therapie eingesetzte „Cocktail” enthält erst seit kurzem zu diesem Zweck genutzte Proteasehemmer, sowie Medikamente wie AZT und ddI, die schon seit langem eingesetzt werden.

„Die schlechte Nachricht ist, daß wir das Virus nicht völlig loswerden”, sagt Dr. Robert F. Siliciano, Professor für Medizin. Er ist Haupt-Autor eines Artikels in Science (Ausgabe vom 14. November) zu diesem Thema. „Die Anzahl der mit HIV infizierten Zellen des Immunsystems nimmt nur sehr langsam ab. Die gute Nachricht ist jedoch, daß HIV-positive Menschen durch den Medikamenten-Mix eine gute Chance haben, die Infektion lange Zeit zu überleben und keine Symptome der Krankheit zu entwickeln.”

Die neuen Ergebnisse bestätigen Berichte von Dr. David Ho (Aaron Diamond AIDS Research Center), der HIV durch eine Drogen-Cocktail-Therapie soweit reduzieren konnte, daß es nicht mehr nachweisbar war. Ho behauptete, daß die Behandlung die aktive Replikation des Virus komplett stoppen könne. Die aktuelle Studie wurde durchgeführt, um HIV-„Reservoire” zu finden und, falls sie existieren, zu erforschen.

Die Wissenschaftler untersuchten 22 Patienten, die mit diesem Medikamenten-Mix behandelt worden waren, über einen Zeitraum von bis zu 30 Monaten. Die Patienten wurden genau überwacht, um sicherzustellen, daß sie ihren Behandlungsplan strikt einhielten.

CD4+ Lymphozyten sind Zellen des Immunsystems, die von HIV angegriffen werden. Die meisten HIV-infizierten CD4+ Lymphozyten erzeugen viele Kopien des Virus, bevor sie absterben. Einige der infizierten Zellen überleben jedoch, werden inaktiv und treten in eine Ruhephase ein. Während dieser Ruhephase erzeugen die infizierten Zellen keine neuen Kopien des HIV, sondern verbleiben als Reservoir des Virus, das durch die Behandlung nicht ausgemerzt werden kann.

Mehrere Wissenschaftler der Johns Hopkins University, unter der Leitung von Dr. Joseph B. Margolick, verwendeten eine komplizierte Technik zur Sortierung der Zellen – die sogenannte Durchflußzytometrie – um sehr reine Populationen ruhender CD4+ Zellen aus teilweise gereinigten Zellen herzustellen, die von Siliciano zur Verfügung gestellt wurden. „Wir haben eine spezielle Vorrichtung zum Aussortieren von Zellen HIV-infizierter Menschen, die gleichzeitig die Gefahren für Mitarbeiter im Labor minimiert”, sagt Margolick. „Durch Verwendung hochreiner Zellen fanden wir heraus, daß sogar nachdem HIV durch die Drei-Drogen-Therapie auf ein nicht nachweisbares Niveau reduziert worden war, genetisches Material des AIDS-Virus immer noch in ruhenden CD4+ Lymphozyten versteckt blieb”, sagt Diana Finzi, eine Mitarbeiterin Silicianos. „Das Team zeigte auch, daß, wenn die ruhenden Zellen zur Reproduktion angeregt wurden, das AIDS-Virus sich ebenfalls replizierte.”

Die Studie ergab auch, daß aufgrund der „Cocktail”-Therapie die Anzahl der gesunden, nicht infizierten CD4+ Zellen in allen Patienten zunahm – ein Beweis dafür, daß die Behandlung trotz des potentiell tödlichen Reservoirs an HIV in ruhenden CD4+ Zellen als erfolgreich angesehen werden kann.

„Glücklicherweise scheint es jedoch so zu sein, daß die HI-Viren in den ruhenden Zellen während der Therapie nicht zu resistenten Formen mutieren”, sagt Siliciano. „Und da Mutationen nur bei der Replikation des Virus auftreten, deutet dieser Mangel an Medikamenten-Resistenz darauf hin, daß das Virus sich tatsächlich nicht repliziert. Dies ist ein starkes Argument dafür, die Therapie bei diesen Patienten fortzusetzen.”

Durchgeführt wurden die Studien in Zusammenarbeit von Forschern der Johns Hopkins University, des Aaron Diamond AIDS Research Center (New York) und der University of California, San Diego.

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