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Ein »Drink« pro Tag: Wild lebende Schimpansen konsumieren erstaunliche Mengen Alkohol

Warum greifen Menschen zu Bier, Wein und Co? Die Antwort könnte in unserer evolutionären Vergangenheit liegen. Eine Untersuchung zeigt: Schimpansen konsumieren in freier Wildbahn täglich Alkohol – und das nicht zu knapp.
Ein Schimpanse sitzt auf einem Baum und isst Früchte. Der Affe greift mit einer Hand nach den gelben Früchten, die an einem Ast hängen, während er mit der anderen Hand eine Frucht zum Mund führt. Im Hintergrund sind grüne Blätter zu sehen.
Schimpansen essen täglich rund viereinhalb Kilogramm Früchte. Da sie besonders reife bevorzugen, nehmen sie damit oft beträchtliche Mengen Alkohol zu sich.

Schimpansen essen in ihrem natürlichen Lebensraum regelmäßig fermentierte Früchte. Ein Team um Aleksey Maro von der University of California in Berkeley hat nun herausgefunden, dass die Tiere auf diese Weise Alkoholmengen aufnehmen, die ungefähr denen einer kleinen Flasche Bier pro Tag entsprechen. 

Die Fachleute hatten im Kibale National Park in Uganda sowie im Taï National Park der Elfenbeinküste beobachtet, welches Obst die dort lebenden Schimpansen regelmäßig fressen. Daraufhin bestimmten sie den Ethanolgehalt von den reifen Früchten der 20 am häufigsten verzehrten Sorten. Das Ergebnis: Im Schnitt enthielt das Fruchtfleisch 0,3 Prozent Ethanol, bezogen auf dessen Gewicht. Da die Affen täglich rund 4,5 Kilogramm davon aßen, nahmen sie damit jeweils knapp 14 Gramm Alkohol auf. Das ist in etwa so viel, wie in einer kleinen Flasche Bier (0,33 Liter) steckt. Schimpansen sind mit rund 41 Kilogramm allerdings deutlich leichter als Menschen – die Wirkung des Rauschmittels dürfte daher eher jener von mehr als einem halben Liter Bier auf einen durchschnittlichen Menschen entsprechen.

Die Affen wählten offenbar gezielt Fruchtsorten mit hohem Alkoholgehalt aus. In den untersuchten Gebieten gab es auch Obst mit deutlich weniger Ethanol, das sie aber eher verschmähten. Die Forscher sehen darin einen Hinweis auf die so genannte Drunken-Monkey-Hypothese, nach der die menschliche Affinität zu Spirituosen tief in der Evolutionsgeschichte verankert ist. Demnach könnte der Reiz des Alkohols auf frühe Hominiden zurückgehen, die wie heutige Primaten regelmäßig vergorene Früchte aßen. Denn der Geruch und Geschmack von Ethanol deute auf einen hohen Kaloriengehalt der Nahrung hin, so die Studienautoren. Für Tiere, deren Ernährung zu einem beträchtlichen Teil auf Zuckern basiert, könnte die Vorliebe für die sensorischen Reize von Alkohol einen evolutionären Vorteil bieten.

  • Quellen
Maro, A., Science Advances, 10.1126/sciadv.adw1665, 2025

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