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Out of Africa: Ein Fingerzeig auf die Arabische Halbinsel

Ein rund 90 000 Jahre alter Fingerknochen eines modernen Menschen legt nahe, dass der »Auszug aus Afrika« weniger schubweise erfolgte als gedacht.
Der Fingerknochen in verschiedenen Ansichten

Heute liegt der Fundort Al Wusta in der extrem trockenen Wüste Saudi-Arabiens. Vor gut 90 000 Jahren erstreckte sich hier jedoch eine fruchtbare Seenlandschaft – ein Umfeld, in dem sich offenbar auch der anatomisch moderne Homo sapiens wohl fühlte. Das jedenfalls legt ein nur 3,2 Zentimeter langes Knöchelchen einer menschlichen Hand nahe, das Forscher jetzt zusammen mit Steinwerkzeugen auf der Arabischen Halbinsel entdeckten.

Bedeutsam an dieser unscheinbaren Entdeckung ist, was sie in Bezug auf die Auswanderung unserer Vorfahren aus Afrika verrät. Bisherige Funde ließen die Vermutung zu, dass anatomisch moderne Menschen bereits vor mehr als 100 000 Jahren in der Levante, also der östlichen Mittelmeerregion auftauchten, einer neuesten Veröffentlichung zufolge sogar schon vor mehr als 170 000 Jahren. Auf diese Frühphase folgte ein Homo-sapiens-freier Zeitabschnitt, in dem allein Neandertaler in dieser Region anzutreffen waren. Und schließlich erfolgte vor rund 65 000 Jahren der finale Auszug, bei dem sich Homo sapiens dauerhaft außerhalb seines Ursprungskontinents etablierte.

Nun gibt die vom Entdeckerteam um Huw Groucutt von der University of Oxford und dem Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena im Fachjournal »Nature Ecology & Evolution« publizierte Entdeckung Anlass zur Vermutung, dass »Out of Africa« weniger in Schüben erfolgte, sondern sich kontinuierlich über einen längeren Zeitraum hinzog. Die Ahnen des einstigen Besitzers des Fingerknochens könnten beispielsweise auch eine Südroute über die Meerenge am Südende des Roten Meers genommen haben. Vielleicht besiedelte der moderne Mensch die Levante und angrenzende Gebiete sogar durchgehend. Mehr Funde könnten helfen, das Rätsel zu lösen.

Die frühe Besiedlung der Arabischen Halbinsel könnte auch neue Impulse dafür geben, die weiteren Wanderrouten unserer Ahnen etwa nach Südostasien und Australien zu erforschen, erläutert Groucutt in einem Beitrag für »The Conversation«.

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