News: Ein gespanntes Verhältnis
So weit die Theorie. Doch was veranlasst die Vesikel, die Neurotransmitter abzugeben? Dieser entscheidende Schritt stellt die Wissenschaftler immer noch vor ungelöste Rätsel. Verschiedene Proteine werden zwar verdächtigt, hierbei eine Rolle zu spielen, der genaue Ablauf bleibt jedoch schleierhaft.
Janet Richmond, Robby Weimer und Erik Jorgensen, namens UNC-13 und Syntaxin, haben sich jetzt zwei dieser Proteine näher angeschaut. Als Versuchstier diente ihnen der Nematode Caenorhabditis elegans. Sein einfach gebautes Nervensystem macht den nur einen Millimeter langen Fadenwurm zu einem beliebten Studienobjekt von Neurobiologen.
Die Wissenschaftlern vermuteten bereits, dass eine Konformationsänderung des in der Zellmembran liegenden Syntaxins der entscheidende Schritt sein könnte. Die äußere Gestalt dieses Proteins erinnert an ein Katapult, das normalerweise geschlossen ist. Wenn sich das Protein jedoch öffnet, dann gibt die Nervenzelle Neurotransmitter in den synaptischen Spalt ab. Dabei scheint das Protein UNC-13 eine wichtige Rolle zu spielen, denn ohne dieses Protein bleibt Syntaxin geschlossen.
Die jetzigen Ergebnisse zeigen, dass Syntaxin mit UNC-13 Hand in Hand arbeitet. Sobald Calcium in die Nervenzelle einströmt, wird UNC-13 aktiv: Es bindet an Syntaxin und öffnet es – das "Katapult" wird gespannt. In dieser gespannten Form bindet Syntaxin wiederum die Vesikel, die mit Neurotransmittern beladen sind, und veranlasst sie, mit der Zellmembran zu verschmelzen und damit ihre Last nach außen abzugeben.
Dabei scheint die Aktivität von UNC-13 direkt mit der Stärke des einlaufenden Nervensignals korreliert zu sein: Je stärker das Signal, desto mehr "Katapulte" aktiviert UNC-13 und desto mehr Neurotransmitter gibt die Nervenzelle daraufhin frei. "Dieses Protein könnte eines der Schlüsselproteine sein", fasst Jorgensen seine Ergebnisse zusammen, "das die Verbindungen der Nervenzellen des Gehirns verstärkt, sodass Erinnerungen gespeichert werden."
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