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News: Ein guter Boden muß krümeln

Es ist schwer zu glauben, aber der ansteigende Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre scheint tatsächlich auch gewisse positive Folgen haben. Das Kohlendioxid beschleunigt nämlich die Bildung winziger Klümpchen im Boden. Diese wirken wie ein Bollwerk gegen Erosion, und könnten eventuell sogar kleine Vorratskammern für Feuchtigkeit und Mineralien sein. Für die Landwirtschaft der Zukunft würde das bedeuten, daß an sich nährstoffarme Böden endlich fruchtbarer werden.
1996 entdeckte Sara Wright vom U.S. Department of Agriculture in Beltsville, Maryland, daß mit Bäumen vergesellschaftete Mykorrhizen – eine Art mikroskopischer Pilz, der in Symbiose mit Pflanzenwurzeln lebt – ein klebriges Protein ausscheiden. Das Glomalin genannte Protein, verbindet Partikel im Erdreich zu krümelgroßen Klümpchen. Diese sind ein essentieller Bestandteil einer gesunden Erde.

Drei Jahre später beschäftigte sich Matthias Rillig von der Carnegie Institution of Washington in Stanford, Kalifornien, mit der Frage, ob Erdreich, das höheren Kohlendioxid-Konzentrationen ausgesetzt ist, auch mehr Glomalin und demzufolge auch mehr Klümpchen enthält. Für seine Forschung untersucht er Bodenproben aus zwei vorangegangen, in Kalifornien durchgeführten, Studien zur weltweiten Klimaerwärmung. Dabei hatten Wissenschaftler die Proben unterschiedlichen Konzentrationen von Kohlendioxid – vom vorindustrielle Niveau bis fast zur dreifachen Menge – ausgesetzt. Das Ergebnis: In beiden Studien erhöhte sich die Krümeligkeit des Bodens mit der Zunahme des Kohlendioxidniveaus. "Es gibt Tausende von Untersuchungen, die sich mit den Effekten höherer Kohlendioxid-Konzentration auf das Ökosystem der Pflanzen beschäftigen," sagt Rilling, "aber das ist wirklich die erste Studie, die zeigt, daß es auch Auswirkungen auf die Struktur des Erdreichs hat." ( Nature vom 12. August 1999).

Diese Entdeckungen wirft wichtige Fragen über den Zusammenhang zwischen den Veränderungen in der Atmosphäre und dem Ökosystem Erdreich auf, sagt Michael Miller vom Argonne National Laboratory bei Chicago. Er gibt aber auch zu bedenken, daß diese Ergebnisse, die sich nur auf zwei Bodenproben aus Kalifornien stützen, schwer zu verallgemeinern sind. Interessant ist für ihn jedoch auch die Überlegung, ob eine Zunahme der Klümpchen im Erdreich nicht umgekehrt einen Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre bewirken könnte, einfach weil mehr Kohlenstoff in der Erde gelagert ist. "Wir wissen viel über das, was über der Erde passiert, aber wir wissen kaum, was sich darunter tut."

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