Infrarotastronomie: Ein heißer Hexenkessel im galaktischen Zentrum

Die Beobachtungen mit Herschel konzentrieren sich auf die innersten drei Lichtjahre um das galaktische Zentrum, das nach einer im Radiowellenbereich beobachteten Quelle die Bezeichnung Sagittarius A* (Sgr A*, gesprochen: Sagittarius A Stern) trägt. Dieser Bereich ist weiter außen von einer dichten Scheibe aus molekularem Gas umgeben, deren innerer Radius 5 Lichtjahre, und deren äußerer Radius 15 Lichjahre beträgt. Das jetzt beobachtete Gas befindet sich innerhalb des freien Bereichs mit zehn Lichtjahren Durchmesser, der so genannten zentralen Aushöhlung. In diesem Gas konnten die Astronomen mit Herschel unter anderem die Molekülbanden von Kohlenmonoxid (CO), Wasser (H2O), Blausäure (HCN), Flusssäure (HF) und Amid (NH) nachweisen. Auch gelang es, die Temperatur des Gasgemischs zu bestimmen: Sie liegt bei erstaunlich hohen 1000 Grad Celsius. Normale interstellare Wolken weisen dagegen Temperaturen von wenigen Grad über dem absoluten Nullpunkt (–273 Grad Celsius) auf.
Derzeit ist das unmittelbare Umfeld von Sgr A* eher ruhig und zeigt kaum Aktivität im infraroten Licht oder im Röntgen- oder Gammastrahlenbereich. Dies könnte sich jedoch bald ändern, denn bei weiteren Beobachtungen stießen andere Astronomen auf eine dichte kompakte Gaswolke mit einer Masse von mehreren Erdmassen, die sich auf das Schwarze Loch hin zubewegt. Sie ist ihm bereits sehr viel näher als das jetzt mit Herschel untersuchte Gas. Die Astronomen rechnen damit, dass es im Lauf dieses Jahres in das Schwarze Loch strömt. Sie erwarten dann ein Aufflackern vor allem im energiereichen Röntgen- und Gammalicht. Unter anderem halten sich daher die Weltraumobservatorien XMM-Newton und Integral bereit, die Vorgänge zu beobachten. Herschel kann leider nicht mehr mitmachen, denn Ende April 2013 ging ihm das für den Betrieb notwendige Kühlmittel aus, wodurch sein Infarotauge erblindete.
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