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News: Ein heißer Nachschlag

Ein großes Erdbeben kann durch eine explosive Reaktion einen nahegelegenen Vulkan ausbrechen lassen - zumindest, wenn dieser sich sowieso am Rande einer Eruption befand. Eine Analyse der Erdbeben und Vulkanausbrüche während der letzten Jahrhunderte ergab etwa zwanzig solcher Zusammenhänge. Die Entfernungen zwischen den Ereignissen betrugen bis zu 750 Kilometer.
Bisher haben Wissenschaftler nur wenige Erdbeben und Eruptionen in Zusammenhang gebracht. Charles Darwin merkte zum Beispiel an, daß im Jahre 1835 am Tage eines großen Erdbebens dort zwei Vulkane in Chile ausbrachen. Japanische Seismologen stellten in den 70er Jahren die Theorie auf, daß seismische Wellen entfernte Eruptionen auslösen können, aber nur wenige Geophysiker anderswo glaubten daran. Erst das große Landers Erdbeben in Südkalifornien im Juni 1992 änderte dieses Denken. Das Naturereignis zog zwar keine Eruptionen nach sich, aber es verursachte kleinere Beben über die ganze westliche USA verteilt, besonders in der Nähe von vulkanischen und geothermalen Regionen.

Um zu untersuchen, inwieweit Beben einer solchen Stärke in der Vergangenheit Eruptionen hervorgerufen haben könnten, durchforsteten die Geophysiker Alan Linde und I. Selwyn Sacks vom Department of Terrestrial Magnetism der Carnegie Institution of Washington historische Aufzeichnungen über Erdbeben und Vulkane bis zurück zum 16. Jahrhundert (Nature, Ausgabe vom 29. Oktober 1998). Sie fanden acht Fälle, in denen ein Beben der Stärke 8 oder höher noch am selben Tage von einem Vulkanausbruch in bis zu 750 Kilometern Entfernung begeitet wurde. Neun weitere Eruptionen folgten auf Beben der Stärke 7 bis 7,9, die in einem Umkreis von 200 Kilometern aufgetreten waren.

Sacks und Linde nehmen an, daß die seismischen Wellen, welche mit der Entfernung sehr schnell abklingen, immer noch genügend Gewalt besitzen, um Gasblasen aus den Wänden und Böden einer Magmakammer zu treiben. Wenn die Bläschen aufsteigen, üben sie einen solchen Druck auf die Decke der Kammer aus, daß diese explodiert. Das Prinzip erinnert an das Öffnen einer Sektflasche. "Dieser Mechanismus könnte für einen Vulkan gelten, der sich sowieso einem kritischen Stadium nähert", meint der Geophysiker David Hill vom U.S. Geological Survey in Menlo Park, Kalifornien. "Es beschleunigt den Zeittakt eines Prozesses, der bisher langsam vorangeschritten war."

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