Direkt zum Inhalt

News: Ein Jahr Zeit

Wenn schon ein El Niño nicht aufzuhalten ist, so sollen die betroffenen Regionen wenigstens Zeit zur Vorbereitung gewinnen. Jetzt konnten Forscher zeigen, dass die Salzgehalte im Westpazifik Frühwarnungen von bis zu einem Jahr möglich machen.
El Niño
Alle paar Jahre droht der El Niño um die Weihnachtszeit den Australiern und Indonesiern mit Dürren und Waldbränden, den Peruanern und Chilenen hingegen mit Unwettern und Hochwässern. Während in normalen Jahren die kräftigen Passatwinde von Osten kommend warmes Wasser in den westlichen Pazifik drücken und infolgedessen vor den Küsten Südamerikas kaltes und nährstoffreiches Tiefenwasser aufsteigt, sind diese Passatwinde während eines El Niño schlicht zu schwach, um diesen Kreislauf in Gang zu setzen - oder laufen im Extremfall sogar in die entgegengesetzte Richtung.

Stattdessen erwärmt sich der ganze Pazifik. Im Westen wird es extrem trocken, während das warme und nährstoffarme Wasser nach Osten strömt und die Luft mit Feuchtigkeit schwängert. Dann sind häufig katastrophale Niederschläge die Folge - und die Fischer kommen mit leeren Netzen heim.

Ob und wie heftig ein El Niño zuschlägt, ist nur schwerlich vorherzusagen, denn steigen die Meeresspiegel und die Temperaturen im zentralen und östlichen Pazifik erst einmal an, dann stehen die Unwetter bereits vor der Tür.

Dabei könnten die Menschen westlich und östlich des Pazifiks schon früher, womöglich sogar ein ganzes Jahr im voraus Bescheid wissen - und zwar durch Beobachtung des Salzgehaltes im pazifischen Oberflächenwasser.

Auf der Basis eines 15-jährigen Datenfundus hatten Forscher von der University of Maryland unter der Leitung von Joaquim Ballabrera versucht, mithilfe eines Computermodells vergangene El-Niño-Ereignisse vorherzusagen - und dabei beobachtetet, dass sich Veränderungen der Wassertemperaturen lediglich für kurzfristige Vorsagen über die kommenden Wochen oder wenigen Monate eignen. Ansteigende Meeresspiegelhöhen künden dagegen bereits mehrere Monate zuvor vom drohenden El Niño.

Schwankungen des Salzgehaltes im westlichen Pazifik beeinflussen El Niño hingegen für die nachfolgenden sechs oder gar zwölf Monate. Sinken hier die Salzkonzentrationen an, verändern sich Wärmekapazität und Dichte der oberflächennahen Wasserschichten. Erst Monate später führen diese Faktoren zur Erwärmung und infolge der geringeren Dichte zu ansteigenden Wasserspiegeln. Abnehmende Salzkonzentrationen wären somit die frühesten Anzeichen für einen drohenden El Niño.

Warum es aber letztlich zu einem El Niño kommt, dafür haben die Forscher bisher keine Erklärung. Immerhin könnten sie aber schon bald in der Lage sein, die Folgen des El Niño früher vorherzusagen. Besonders gespannt sind sie deshalb auf die Daten des Aquarius-Satelliten, der 2006 oder 2007 starten soll und zum ersten Mal globale Karten der ozeanischen Salzgehalte erstellen soll.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.