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News: Ein Klimamodell als Bildschirmschoner

Jeder weiß, wie ungenau die Wettervorhersage für den nächsten Tag sein kann. Wieviel komplizierter ist es erst, das Klima für das Jahr 2050 vorherzusagen - und doch so wichtig angesichts der drohenden Veränderungen durch den Treibhauseffekt und das Ozonloch. Die vielen zu berücksichtigenden Faktoren sprengen selbst das Rechenvermögen der größten und modernsten Computer. Ein englischer Wissenschaftler ruft daher alle Computerbesitzer auf, an einem Experiment teilzunehmen: Über eine bestimmte Software, die wie ein Bildschirmschoner nur zu bestimmten Zeiten anspringt, sollen auf allen möglichen privaten oder Büro-Computern Klimamodellierungen mit unterschiedlichen Vorgaben laufen - eine Idee, die bereits auch für die Suche nach Signalen für extraterrestrisches Leben in Daten von Radioteleskopen genutzt wird.
Das Klimageschehen auf der Erde wird von vielfältigen Faktoren bestimmt. Windverhältnisse, Wolkenbildung, Niederschläge, Verdunstung sind nur ein paar der Einflußgrößen, die in Vorhersagen berücksichtigt werden müssen. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen des Treibhauseffektes und des Ozonlochs, die bisher nur vermutet werden können. Um alle diese Größen miteinander verrechnen zu können, benötigen Klimaforscher leistungsfähige Computer, und selbst diese reichen nur aus, um bestimmte Kombinationen der variablen Faktoren zu berücksichtigen. Niemand weiß, ob die heutigen Berechnungen falsch oder richtig sind, womöglich werden bestimmte Faktoren überinterpretiert oder andere vernachlässigt.

Myles Allan vom Rutherford Appleton Laboratory hat daher ein Projekt ins Leben gerufen, das die Wissenschaftler unterstützen soll. Jeder Besitzer eines Computers kann sich registrieren lassen und erhält – per download oder per CD-ROM – ein Programm, welches das aus langjährigen Klimabeobachtungen resultierende momentane Klimamodell beinhaltet. Wie ein Bildschirmschoner läuft das Programm nur, wenn der Rechner angeschaltet, aber gerade nicht in Gebrauch ist – das heißt, die normale Arbeit wird nicht beeinträchtigt.

Klimamodelle für die Zukunft sind im Prinzip nichts anderes als langfristige Wettervorhersagen. Wie diese beruhen sie auf Berechnungen aus den momemanten Verhältnissen. Doch selbst geringfügige Unterschiede in den Startbedingungen führen über den langen Zeitraum hinweg zu ganz anderen Klimaszenarien – ein Rechenaufwand, den die Computer der Klimaforscher allein nicht meistern können. Die Ergebnisse der angeschlossenen privaten Computer sollen daher möglichst die gesamte Spannbreite an Klimaverhältnissen für das nächste Jahrtausend angeben, da keiner der Beteiligten dieselbe Simulation auf seinem Computer haben wird.

Die Idee für das Projekt ist nicht neu. Auch die Suche nach Signalen von extraterrestrischem Leben in Daten von Radioteleskopen erfordert einen Rechenaufwand, den die Computer an den wissenschaftlichen Instituten allein nicht leisten können. Aus diesem Grund wurde das SETI@home-Projekt ins Leben gerufen, bei dem jede und jeder Interessierte sich kostenlos Radioteleskopdaten herunterladen und automatisch nach ungewöhnlichen Signalen durchsuchen lassen kann. 1996 wurde das Konzept zum ersten Mal vorgestellt, die eigentliche Auswertungsphase soll in den Jahren 2000 bis 2002 laufen.

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