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News: Ein Komet, der kein Ende findet

Eigentlich sollte die Raumsonde Ulysses den Sonnenwind erforschen. Doch die Teilchen, welche sie dabei detektierte, hatten wenig mit den Protonen und Elektronen von unserer Sonne zu tun. Nach langem Rätseln hat sich herausgestellt, dass sie vom Kometen Hyakutake stammten, der zu dem Zeitpunkt schon fünfhundert Millionen Kilometer entfernt war. Niemand hatte angenommen, das ein Kometenschweif so lang sein kann.
Die Raumsonde Ulysses untersucht die Polregionen der Sonne. Weit entfernt von deren Äquator, den die Erde umkreist, soll Ulysses das Magnetfeld, die Sonnenwinde und die kosmische Strahlung detektieren, die von der Sonne ausgehen. Doch am 1. Mai 1996 schienen die Daten von Ulysses plötzlich durchzudrehen, so Nathan Schwadron von der University of Michigan. Der Sonnenwind, der normalerweise mit einer Geschwindigkeit von siebenhundert Kilometern in der Sekunde um die Sonde bläst, wurde seltsam heiß und ruhig. Gleichzeitig registrierte sie eine deutlich höhere Anzahl geladenener Partikel. Schwadron und einige weitere Wissenschaftler von der University of Maryland und vom International Space Science Institute in der Schweiz werten die Daten des Solar Wind Ion Composition Spectrometer (SWICS) von Ulysses aus.

Kurz zuvor, im März und April 1996, hatte Hyakutake die Erde passiert, und als Ulysses die mysteriöse Partikelwolke durchkreuzte, war der Komet gerade seit acht Tagen auf seinem Weg zurück in den Weltraum verschwunden. Keiner hielt es für möglich, dass der Schweif des Kometen tatsächlich so lang sein könnte. Erst drei Jahre später, nämlich 1999, realisierten die Forscher, dass es sich tatsächlich um Partikel von Hyakutake gehandelt hat, denn die Verhälnisse der aufgefangenen Elemente waren denen in Kometen bemerkenswert ähnlich (Nature vom 6. April 2000). "Unsere Entdeckung der Ionen-Charakteristik aus dem Kometen-Schweif kann man mit dem Auffinden einer Stecknadel im Heuhaufen vergleichen – ohne zu wissen, dass es eine Stecknadel gibt", sagte George Gloeckler von der University of Michigan, einer der Leiter der Studie.

Unabhängig von den Untersuchungen des Sonnenwindes stellte ein zweites Team unter der Leitung von Geraint Jones vom Imperial College in London zur selben Zeit eine Veränderung des Magnetfeldes fest. Das normalerweise ziellos orientierte Magnetfeld begann sich plötzlich zu ordnen. Ein weitere Hinweis darauf, dass Ulysses tatsächlich die haarnadelförmigen Feldlinien, die sich von Hyakutakes Kern in seinen Schweif orientieren, gekreuzt hat. Außerdem deutet das Phänomen auf einen gekrümmten Kometenschweif hin, meint Jones. Auch diese Arbeit ist im Nature vom 6. April 2000 veröffentlicht.

Zum Einen zeigen die Ergebnisse, welche gigantischen Ausmaße so ein Kometenschweif annehmen kann. Die Forscher gehen von einer Länge aus, die dem dreieinhalbfachen Abstand zwischen Erde und Sonne entspricht. Andererseits zeigen sie auch ganz neue Möglichkeiten auf: Eine mit sensibleren Instrumenten ausgestattete Raumsonde könnte alle bisher unbekannten kleinen Kometen aufspüren. Das könnte wiederum Wissenschaftlern helfen, eventuelle Kollisionen der Kometen mit der Erde vorherzusagen. "Das erstaunlichste und auch wichtigste dieser Mission ist die Erkenntniss, dass es eine ganz neue Möglichkeit aufzeigt, Ionen, die von Kometen stammen, aufzuspüren. Damit eröffnet sich ein vollkommen neues Gebiet für die Wissenschaft", so Gloeckler.

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