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Forensik: Ein kugelsicheres Beweismuster

Forscher modellierten Blutspritzer, die von Schusswunden stammen, mit Methoden der Strömungslehre. Die Ergebnisse sollen dabei helfen, Verbrechen aufzuklären.
Eine Auswahl von Handfeuerwaffen

Die Blutspuren von Schussverletzungen bilden eine Art »Fingerabdruck«, aus dem man Form und Geschwindigkeit des Geschosses ableiten kann. Ein neues Modell, das diesen Zusammenhang beschreibt, hat jetzt ein Team um Alexander Yarin von der University of Illinois entwickelt: Es beschreibt das Zerstäuben einer Flüssigkeit wie Blut durch ein beliebig geformtes Geschoss. Wie die Arbeitsgruppe im »Journal Physics of Fluids« schreibt, stimmen die vorhergesagten Blutspuren mit experimentell bestimmten Mustern einer Datenbank des Kansas City Police Department Crime Lab überein. Die so gewonnenen Daten über Projektilform und -geschwindigkeit können möglicherweise bei der Aufklärung von Verbrechen helfen.

Gewalttaten, bei denen Schusswaffen verwendet werden, sind oft keine besonders saubere Angelegenheit: Das Blut spritzt in alle Richtungen. Die Blutspritzer sind eine Folge des Zerreißens der Flüssigkeit. Der chaotische Prozess, der sich beim Spritzen des Bluts in Geschossrichtung ergibt, ist sehr viel komplizierter als das Spritzen der Flüssigkeit in entgegengesetzter Richtung. Er hängt auch von zahlreichen Parametern wie der Schwerkraft, der Luftreibung und der Haftung zwischen den Blutstropfen ab. In der aktuellen Arbeit analysierten die Forscher die Muster von verschiedenen Projektilformen, da es viele unterschiedliche Geschosse gibt und die Verteilung der Blutspritzer von der Form und der Geschwindigkeit der Kugel abhängt, auch wenn dies mit bloßem Auge selbst für erfahrene Kriminalisten nicht immer zu erkennen ist. Das neue Modell soll seine Anwendung in der Forensik finden, um komplizierte Straftaten aufzuklären, in denen das Geschoss nicht mehr am Tatort auffindbar ist, so Yarin.

Um die Prozesse zu beschreiben, modellierten die Wissenschaftler den Zerfall der Flüssigkeit auf Basis einer endlichen Zahl winziger Blutstropfen, aus denen sich die einzelnen Spritzer zusammensetzen. Indem Kriminalisten in einem Experiment auf einen mit Blut gefüllten Schaumstoffbehälter schossen und die auf Papier gelandeten und getrockneten Blutstropfen einscannten, erhielten sie die experimentellen Muster für verschiedene Projektilformen in digitaler Form und verglichen sie mit den Ergebnissen des Modells. Die Verteilung der Blutspritzer in der Computersimulation gab dabei experimentelle Daten wie die Anzahl an Spritzern und die Größe der Flecken für verschiedene Geschosse tendenziell gut wieder.

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