Exoplanet: Ein massereicher Planet umrundet einen Doppelstern

Rund 446 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Wolf (lateinisch: Lupus) befindet sich das enge Doppelsternsystem HD 143 811, das aus zwei sonnenähnlichen Sternen des Spektraltyps F besteht. Das wäre weiter nichts Besonderes, würden die beiden Sterne nicht von einem Exoplaneten in großer Distanz einmal in etwa 320 Jahren umrundet. HD 143 811 AB b, so die Katalogbezeichnung, ist ein Gasriese mit der 6,1-fachen Masse von Jupiter. Er kommt auf den 1,7-fachen Durchmesser unseres Königs der Planeten, was etwa 243 000 Kilometern entspricht. Die mittlere Entfernung zum Doppelstern beträgt 61 Astronomische Einheiten, also die 61-fache Distanz der Erde zur Sonne oder der doppelte Abstand von Neptun zur Sonne. Von ihm aus gesehen, beziehungsweise von eventuellen Monden aus, würden die Komponenten des Doppelsterns damit allerdings nur als helle Punkte erscheinen und nicht als Scheiben wie auf dem fiktiven Wüstenplaneten Tatooine aus einer bekannten Sciencefiction-Saga. Die beiden Komponenten des Doppelsystems hingegen stehen sehr dicht beieinander, die beiden Sterne umrunden ihren gemeinsamen Schwerpunkt in nur 19 Tagen.
Der neuentdeckte Begleiter gehört zu den wenigen der derzeit etwa 7900 bekannten Exoplaneten, die sich direkt abbilden ließen. Dies gelang einem Team um Vito Squicciarini von der britischen University of Exeter. Die Gruppe setzte hierfür den Gemini Planet Imager (GPI) am Gemini South Telescope und den Präzisionsspektrografen SPHERE am Very Large Telescope (VLT) ein. Beide Teleskope befinden sich in Chile und verfügen über eine adaptive Optik zum Ausschalten der Luftunruhe. Zudem wurde das Licht des engen Doppelsterns ausgeblendet, damit der Exoplanet überhaupt sichtbar wurde.
Das Doppelsternsystem HD 143 811 gehört zur Scorpius-Centaurus-Assoziation aus jungen Sternen und wird anhand der Spektren auf ein Alter von etwa 13 Millionen Jahren geschätzt. Daher ist auch der Planet noch sehr jung und strahlt noch viel Wärme aus seiner Entstehungszeit ab. Seine Oberflächentemperatur beträgt zirka 750 Grad Celsius, er würde also in einem dunkelroten Licht strahlen. Zudem ist er im Infraroten noch heller und ließ sich daher mit GPI und SPHERE gut sichten.
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