Sonne aktuell: Ein Monat voller Überraschungen

Zu Beginn und zum Ende des ersten Herbstmonats war die Sonne sehr aktiv und zeigte zahlreiche Flecken (siehe »Zweimal hohe Aktivität«). Auf der gegenüberliegenden Seite, die infolge der Sonnenrotation zwei Wochen später für uns sichtbar wurde, blieb die Aktivität Mitte September eher verhalten. Zu dieser Zeit waren die anfänglich vielen aktiven Gebiete von der Sonnenscheibe verschwunden und nur noch zwei bis vier Fleckengruppen sichtbar, darunter aber durchaus ansehnliche Exemplare. Bis Ende September stieg die Anzahl der Gruppen immerhin auf rund zehn. Deutete sich also in der ersten Monatshälfte eher ein Abschwung an, so kamen in der letzten Woche sogar neue Aktivitätsgebiete hinzu. Sie wurden von fünf Energieausbrüchen (englisch: flares) der Klasse M begleitet und gehörten dementsprechend zur zweitstärksten Kategorie von Eruptionen auf der Sonne. Somit sah nun wieder alles nach einem Aufschwung aus. Solche Schwankungen im Lauf einiger Wochen belegen, dass das Maximum des aktuellen Sonnenzyklus endgültig passé, das Minimum aber noch in weiter Ferne ist.
Bezogen auf den gesamten Monat September blieb die Aktivität also unentschieden; die Sonnenfleckenrelativzahl R fiel zwischen die gemäßigt hohen Werte der beiden Vormonate. Das Beobachternetz der Fachgruppe Sonne der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) ermittelte einen vorläufigen Wert von R = 126,0, nach Werten von 131,3 im August und 119,8 im Juli 2025.
Derzeit sind einige Fleckengruppen noch groß genug, um bei einem dunstigen Sonnenuntergang mit scharfsichtigen Augen ganz ohne optische Hilfsmittel aufzufallen (siehe »Sonnenuntergang mit Waldzauber«). Auf diese Weise wurden Sonnenflecken schon lange vor der Erfindung des Fernrohrs von chinesischen Astronomen bemerkt und dokumentiert. Bei solchen Beobachtungen ist allerdings größte Vorsicht geboten, denn an klaren Tagen ist das Licht unseres Tagesgestirns selbst in Horizontnähe zu intensiv und kann die Augen schädigen. Daher empfiehlt sich für die Beobachtung mit bloßem Auge stets die Verwendung einer Sonnenfinsternisbrille aus dem Astrofachhandel.
In den nächsten Jahren, während des Abstiegs zum Minimum, werden die Flecken nicht nur weniger, sondern auch durchschnittlich kleiner, sodass Sichtungen mit bloßem Auge nur noch selten möglich sein werden. Wer die Sonne regelmäßig beobachtet, kann derzeit noch von Aktivitätsschüben profitieren. Bleiben Sie daher am Ball, solange es so abwechslungsreich zugeht wie in den vergangenen Monaten. Und neben der Beobachtung im weißen Licht besteht immer die Möglichkeit, eindrucksvolle Protuberanzen und Filamente im Spektralbereich der roten Wasserstofflinie H-alpha zu beobachten. Somit ist auf der Sonne weiterhin viel los!
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