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Sonne aktuell: Ein Monat voller Überraschungen

Im zurückliegenden September ging es zunächst abwärts mit der Fleckenaktivität, doch in den letzten zehn Tagen des Monats stieg sie wieder an. Bis zum kommenden Minimum des Sonnenzyklus in etwa fünf Jahren kann noch viel passieren.
Eine Nahaufnahme der Sonnenoberfläche zeigt mehrere dunkle Sonnenflecken auf der körnigen Textur der Photosphäre. Die Sonnenflecken sind unregelmäßig geformt und variieren in Größe, wobei sie von helleren Bereichen umgeben sind. Diese Flecken sind kühler als die umliegenden Regionen und erscheinen daher dunkler. Das Bild veranschaulicht die dynamische Aktivität der Sonne und die Struktur der Sonnenflecken.
Kleine Kette von Sonnenflecken | Mitte September 2025 flaute die Sonnenaktivität ab, doch die wenigen Gruppen, die zu dieser Zeit sichtbar waren, zogen durchaus die Blicke auf sich, wie diese Aufnahme vom 11. September beweist. Oskar Pircher nutzte ein nicht verspiegeltes Newton-Teleskop mit 18 Zentimetern Öffnung sowie einen Baader Solar Continuum Filter. Die Aufnahmen zu diesem Bild erfolgten mit einer Kamera vom Typ ZWO ASI 290MM.

Zu Beginn und zum Ende des ersten Herbstmonats war die Sonne sehr aktiv und zeigte zahlreiche Flecken (siehe »Zweimal hohe Aktivität«). Auf der gegenüberliegenden Seite, die infolge der Sonnenrotation zwei Wochen später für uns sichtbar wurde, blieb die Aktivität Mitte September eher verhalten. Zu dieser Zeit waren die anfänglich vielen aktiven Gebiete von der Sonnenscheibe verschwunden und nur noch zwei bis vier Fleckengruppen sichtbar, darunter aber durchaus ansehnliche Exemplare. Bis Ende September stieg die Anzahl der Gruppen immerhin auf rund zehn. Deutete sich also in der ersten Monatshälfte eher ein Abschwung an, so kamen in der letzten Woche sogar neue Aktivitätsgebiete hinzu. Sie wurden von fünf Energieausbrüchen (englisch: flares) der Klasse M begleitet und gehörten dementsprechend zur zweitstärksten Kategorie von Eruptionen auf der Sonne. Somit sah nun wieder alles nach einem Aufschwung aus. Solche Schwankungen im Lauf einiger Wochen belegen, dass das Maximum des aktuellen Sonnenzyklus endgültig passé, das Minimum aber noch in weiter Ferne ist.

Zweimal hohe Aktivität | Zu Beginn und zum Ende des Monats September ging es auf der Sonne besonders lebhaft zu. Eine Weißlichtaufnahme gelang Andreas Werner am 4. September 2025 (Bild oben) mit einer Astrokamera vom Typ ToupTek 183MA an einem Refraktor Takahashi FC mit 100 Millimetern Objektivdurchmesser; zur Lichtdämpfung diente ein Herschelkeil. Am 30. September zeigten sich erneut viele Fleckengruppen (Bild unten), wie das von Heiko Ulbricht aufgenommene Weißlichtfoto belegt. Er nutzte ein Maksutow-Newton-Teleskop von Intes mit 150 Millimetern Öffnung (f/6) sowie eine Solarfolie und einen Kontinuumfilter von Baader Planetarium. Die Aufnahmen für dieses Bild erfolgten mit einer Kamera vom Typ ZWO ASI 183MM.

Bezogen auf den gesamten Monat September blieb die Aktivität also unentschieden; die Sonnenfleckenrelativzahl R fiel zwischen die gemäßigt hohen Werte der beiden Vormonate. Das Beobachternetz der Fachgruppe Sonne der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) ermittelte einen vorläufigen Wert von R = 126,0, nach Werten von 131,3 im August und 119,8 im Juli 2025.

Derzeit sind einige Fleckengruppen noch groß genug, um bei einem dunstigen Sonnenuntergang mit scharfsichtigen Augen ganz ohne optische Hilfsmittel aufzufallen (siehe »Sonnenuntergang mit Waldzauber«). Auf diese Weise wurden Sonnenflecken schon lange vor der Erfindung des Fernrohrs von chinesischen Astronomen bemerkt und dokumentiert. Bei solchen Beobachtungen ist allerdings größte Vorsicht geboten, denn an klaren Tagen ist das Licht unseres Tagesgestirns selbst in Horizontnähe zu intensiv und kann die Augen schädigen. Daher empfiehlt sich für die Beobachtung mit bloßem Auge stets die Verwendung einer Sonnenfinsternisbrille aus dem Astrofachhandel.

Sonnenuntergang mit Waldzauber | Am 18. September 2025 gelang Cinzia Abbate dieses stimmungsvolle Foto des Sonnenuntergangs über den Baumwipfeln eines Waldes bei Mühlheim an der Donau. Zum Einsatz kamen ein Refraktor vom Typ Bresser AR-80 AZ mit 80 Millimetern Objektivdurchmesser und eine Kamera Sony A 68. Ein Filter war wegen der atmosphärischen Trübung des Lichts nicht erforderlich; die größeren Fleckengruppen schimmerten diffus durch den Horizontdunst.

In den nächsten Jahren, während des Abstiegs zum Minimum, werden die Flecken nicht nur weniger, sondern auch durchschnittlich kleiner, sodass Sichtungen mit bloßem Auge nur noch selten möglich sein werden. Wer die Sonne regelmäßig beobachtet, kann derzeit noch von Aktivitätsschüben profitieren. Bleiben Sie daher am Ball, solange es so abwechslungsreich zugeht wie in den vergangenen Monaten. Und neben der Beobachtung im weißen Licht besteht immer die Möglichkeit, eindrucksvolle Protuberanzen und Filamente im Spektralbereich der roten Wasserstofflinie H-alpha zu beobachten. Somit ist auf der Sonne weiterhin viel los!

Wie geht es weiter? | In den kommenden Monaten wird die Sonnenaktivität leicht abnehmen. Dargestellt ist der Verlauf der Relativzahl gemäß der seit dem 1. Juli 2015 international gültigen Zählweise des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC).

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