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News: Ein unvergessliches Spiel

Das Computer-Spiel Tetris ist heutzutage auf fast jedem PC zu finden - selbst in vielen Wissenschaftlerlaboren. Doch dort wird es nicht nur zur Unterhaltung eingesetzt, sondern zuweilen auch zur Forschung. Amerikanische Psychologen haben jetzt auf 'spielerische' Art einen Hinweis darauf gefunden, dass Teile des menschlichen Gehirns, die für die Lernfähigkeit zuständig sind, unabhängig von denen sind, die im Geiste die Bildern erzeugen.
Unser Gedächtnis hat verschiedene Ausprägungen: Das "implizite" ist für die unbewussten Handlungen verantwortlich – ohne die Leistung dafür zuständiger Gehirnregionen, müssten wir ständig darüber nachdenken, auf welche Weise so alltägliche Dinge wie Zähneputzen, Kaffeekochen oder Fahrradfahren auszuführen sind. Eine andere Form des Gedächtnisses wird als "explizit" bezeichnet und hilft, uns an vergangene Erfahrungen zu erinnern. Menschen, die am Hippocampus und seinem umgebenden Gehirngewebe Verletztungen erlitten haben, wie Amnesie-Patienten, können keine neuen expliziten Erinnerungen speichern. Das führt dazu, dass die Kranken zwar kurzfristig etwas erlernen können, aber nach einer kleinen Pause jede Erinnerung daran verloren haben.

Diese Eigenschaft der Amnestiker nutzten Robert Stickgold und seine Mitarbeiter von der Harvard Medical School in Boston für eine Studie über den Zusammenhang von Schlafen und Lernen (Science vom 13. Oktober 2000). Dabei setzten sie das Computer-Spiel Tetris als komplexes Medium ein, das die Probanden erlernen sollten. Neben zwölf gesunden Testpersonen, denen das Spiel nicht bekannt war, nahmen auch fünf Amnesie-Kranke an der Studie teil.

Die Probanden sollten über drei Tage hinweg jeweils mehrere Stunden Tetris spielen. Die Forscher weckten sie in der ersten darauf folgenden Nacht, während der ersten Stunde leichten Schlafes, die als "Phase Eins" bezeichnet wird. Neun der zwölf gesunden Personen berichteten, dass sie bewegte Tetrisfiguren im Traum gesehen hätten, genau wie während des Spiels auf dem Bildschirm. Auch die Amnestiker beschrieben genau dieselben Figuren aus ihren Träumen, ohne sich jedoch erinnern zu können, was diese bedeuten und woher sie kommen.

Aus diesen Ergebnissen schließt Richard Haier von der University of California in Irvine , dass die Gehirnregionen, die für die Unfähigkeit zu lernen verantwortlich sind, von denen verschieden sein müssen, die im menschlichen Gehirn Bilder erzeugen. Stickgold vermutet, dass die Bilder der "Phase Eins" hervorgerufen werden, wenn die Schlafenden unbewusst die Erfahrungen des Tages verarbeiten und aussortieren, was bedeutungsvoll war. Daher könnten die Amnesie-Patienten auch dann, wenn sie sich aufgrund ihrer Schädigung nicht an das Spiel erinnern können, dennoch in ihren Gehirnen die entsprechenden Bilder reproduzieren.

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