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News: Eine Grube voll Eis

Dank der neuesten topographischen Vermessungen der Marssonde Global Surveyor wissen wir nun genauer über die Oberflächenstrukturen der Region um den Nordpol unseres Nachbarplaneten Bescheid als über einige Gegenden Grönlands oder der Antarktis. Dem detaillierten Bild zufolge ist die Eiskappe auf dem Mars nicht nur kleiner als bislang angenommen, sondern sie befindet sich zudem in einer Senke. Etwaige Wasservorkommen auf dem Planeten fließen folglich nicht zum Äquator, sondern zum Pol. Die Wissenschaftler werden wohl neue Modelle des globalen Wasserzyklus auf dem Mars aufstellen müssen.
Trotz der niedrigen Temperaturen und der trockenen Oberfläche ähnelt das Klima auf dem Mars in gewisser Hinsicht jenem der Erde. Wenn es darum geht, die Entwicklung des Planeten zu verstehen und eine Antwort auf die Frage zu finden, warum Mars und Erde so unterschiedlich sind, dann kommt dem Schicksal des Wassers eine entscheidende Rolle zu. Eines der größten Reservoire für Wasser und andere flüchtige Substanzen auf dem roten Planeten ist die polare Eiskappe im Norden.

Maria Zuber vom Massachusetts Institute of Technology und ihre Kollegen erstellten mit dem Mars Orbiter Laser Altimeter (MOLA) der Sonde Global Surveyor eine genaue topographische Karte der Polarregion, die sie am 6. Dezember 1998 auf dem Jahrestreffen der American Geophysical Union vorgestellt haben und die am 11. Dezember in Science veröffentlicht wird.

Wie ein Eiswürfel am Boden eines leeren Glases liegt die polare Eiskappe demzufolge in einer Depression, die viel ausgedehnter ist, als die Wissenschaftler vermutet haben. Deshalb ist anzunehmen, daß Wasser in Schichten unter der Oberfläche eher zum Pol als zum Äquator fließen sollte. Das steht im Widerspruch zu den bisherigen Modellen des Wasserkreislaufes, die aussagten, daß Schmelzwasser von den Eiskappen unter Tage zu niedrigeren Breitengraden fließen sollte. Nach den MOLA-Daten erschienen solche Überlegungen jetzt als höchst unwahrscheinlich.

Global Surveyor sah außerdem auf eine Eiskappe, die kleiner erschien als zu früheren und möglicherweise kälteren Zeiten. Zuber schätzt, daß ihr Volumen geringer als die Hälfte des grönländischen Eises ist. Am Rande der Kappe waren abwechselnd helle und dunkle Streifen zu sehen, die alternierende Phasen von Schnee und Staubablagerungen dokumentieren. Die Ursache dafür vermuten die Forscher im Wechsel der Jahreszeiten und langfristigeren Klimaveränderungen. Anders als auf der Erde sind die Eisschichten auf dem Mars von tiefen Schluchten und spiralförmigen Tälern durchschnitten, was auf Prozesse zurückzuführen sein könnte, die vom Wind angetrieben werden. Schließlich entdeckte MOLA Wolken aus Kohlendioxid, das bei den niedrigen Wintertemperaturen in der Marsatmosphäre kondensiert.

Das meiste Wasser auf dem Mars ist wahrscheinlich an dessen Polen zu finden. Doch auch hier ist die Menge anscheinend nicht so groß wie geglaubt. Wieviel des kostbaren Naß unser roter Nachbar wirklich besitzt, bleibt vorerst noch sein trockenes Geheimnis.

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