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News: Eine Hand wäscht die andere

Gemeinsam bringt man es einfach weiter: Aus diesem Grund sind Kooperationen nicht bloß unter Menschen und im Geschäftsleben verbreitet, sondern es gibt sie auch im Tierreich. Der in Südamerika beheimatete Faunaffe (behaubter Kapuziner) legt sogar ein richtig faires Verhalten an den Tag: Hat er Beute gemacht, während sein Partner leer ausging, wird geteilt. Vor allem wenn der andere beim Fang mitgeholfen hat.
Wölfe hetzten ihre Beute immer gemeinsam in den Tod. Ebenso gehen Löwen meist in Gruppen auf die Jagd. Entsprechend der Rangfolge im Rudel machen sich dann die erfolgreichen Jäger über den Fang her. Auch die Faunaffen (Cebus capucinus) in Südamerika jagen gerne im Kollektiv. Nur einer schlägt schließlich die Beute, doch der teilt sie gerecht mit seinen Helfern.

Um die Kooperationsbereitschaft der kleinen Primaten besser kennenzulernen, machten Frans de Waal und seine Kollegen vom Yerkes' Living Link Center an der Emory University in Atlanta Verhaltensuntersuchungen mit jeweils zwei gleichgeschlechtlichen Faunaffen. Die beiden Affen saßen, getrennt durch ein durchsichtiges Netz, in zwei Kammern. Vor ihnen platzierten die Forscher zwei Glasschalen auf einem schweren Brett, von denen nur eine ein paar Apfelscheiben enthielt. Ein Affe alleine konnte das Schälchen nicht in seine Reichweite bringen. Die beiden Versuchsaffen mussten schon zusammen arbeiten, damit wenigstens einer an das Futter kam.

Und tatsächlich kooperierten die beiden Tiere und teilten die Belohnung durch die Maschen des Netzes miteinander (Nature vom 4. April 2000). Das soziale Verhalten nahm jedoch ab, wenn ein einzelner Affe das Brett bewegen konnte. Das erfolgreiche Tier gab dann seltener vom süßen Futter ab. "Die erhöhte Bereitschaft, das Futter nach einem gemeinsamen Erfolg zu teilen, können wir als Dankbarkeit auslegen", erläutert de Waal die Ergebnisse, "oder als faires Geschäft, da so beide Seiten von der Kooperation profitieren."

Doch um gemeinsame Sache zu machen, müssen sich die Kapuziner-Affen sehen können. Wurden sie nämlich durch eine undurchsichtige Wand getrennt, zogen sie nicht mehr wortwörtlich an einem Strang. "Das belegt, dass sie nicht zufällig gleichzeitig zogen, sondern tatsächlich zusammen arbeiteten", meint der Verhaltensforscher.

Ältere Studien de Waals zeigten, dass die Kapuziner-Affen durchaus ihr Futter teilen, wenn nur einer etwas zu essen hat. Der Gebende bricht dann kleine Portionen ab und lässt sie durch die Maschen des trennenden Netzes fallen, sodass der andere sie einsammeln kann. Nach der jüngsten Untersuchung wird dieses soziale Verhalten dann deutlich gesteigert, wenn beide an der Futterbeschaffung beteiligt waren. "Warum sollten die Kooperationspartner auch helfen, wenn das nicht belohnt wird", fragt de Waals. "Ganz klar: Eine Hand wäscht die andere."

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