Direkt zum Inhalt

IYA 2009: Eine himmlische Ausstellung

Das Heidelberger Schicksalsbuch
In Heidelberg wurde am 12. November 2009 die Ausstellung “Himmlisches in Büchern – Astronomische Schriften und Instrumente aus sechs Jahrhunderten" eröffnet. Umrahmt von Lautenmusik, die der Virtuose Christian Zimmermann vortrug und die der Vater und der Bruder Galileo Galileis komponierten, eröffnete seine Magnifizenz Prof. Bernhard Eitel, Rektor der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, feierlich die Ausstellung.

Die Universitäts-Bibliothek Heidelberg zeigt ausgewählte Exponate aus vorwiegend eigenem Bestand sowie dem Fundus des Astronomischen Rechen-Instituts und der Landessternwarte. Die von Joachim Wambsganss ins Leben gerufene Ausstellung spannt den Bogen von historischen (Hand-)Schriften, über bedeutende Werke von bekannten Astronomen wie Galilei, Newton und Herschel bis zur aktuellen astronomischen Forschung.

In fünf Sektionen begegnen dem historisch interessierten Besucher astronomische Leckerbissen: So sind in Sektion I alte Kalender und Himmelskarten zu sehen. Die Grundlage für deren Berechnungen bildeten umfangreiche, in jahrelanger Handarbeit zusammengestellte, Tabellenwerke. Darunter befinden sich die von Tycho Brahe und Johannes Kepler kalkulierten Rudolfinischen Tafeln mit dem bekannten Frontispiz, einer von Kepler selbst entworfenen Illustration. Ein weiteres Schmuckstück der Ausstellung ist ein vergoldetes Astrolabium, ein Vorläufer der modernen drehbaren Sternenkarten, das um 1600 gebaut wurde.

Sektion II der Ausstellung zeigt neben weiteren Himmelskarten vor allem Beobachtungsinstrumente. Das Kernstück bildet ein Linsenteleskop, mit dem der Heidelberger Astronom Max Wolf viele Kleinplaneten entdeckte.

Sektion III der Ausstellung beleuchtet unter dem Titel „Schlaglichter der Astronomiegeschichte“ anhand von Werken aus sechs Jahrhunderten den Fortschritt astronomischer Erkenntnis. So kann man zum Beispiel in dem kleinen Büchlein, „Sidereus Nuncius“ , den Nachrichten von den Sternen, Galileis Skizzen des Mondes bewundern oder die von Tycho Brahe skizzierte und nach ihm benannte Supernova aus dem Jahr 1572 bestaunen.

Sektion IV repräsentiert die Geschichte der Astronomie in Heidelberg und geht dabei insbesondere auf das Wirken des oben genannten Heidelberger Astronomen Max Wolf, dem Begründer der Landessternwarte auf dem Königstuhl ein.

Sektion V stellt schließlich Darstellungen von Himmelsobjekten und die daraus abgeleiteten Erkenntnisse vor. Dazu gehören Beschreibungen von Kometen, erste Kartierungen des Mondes und Zeichnungen von Planeten.

Insgesamt ist die Ausstellung sehr schön gelungen. Als Besucher würde man nur zu gerne die hinter Glas verschlossenen Bücher in die Hand nehmen und darin blättern. Die präsentierten Werke wecken Wissbegier und man möchte am liebsten sofort selbst zu Bleistift und Papier greifen und die darin enthaltenen elementaren Erkenntnisse rekapitulieren.

Die zum Teil Jahrhunderte alten Exponate vermitteln einen Eindruck, mit wie viel Ausdauer und Geduld die Astronomen mit aus heutiger Sicht einfachen Instrumenten zu Erkenntnissen gelangten, die bereits unseren Schulkindern als selbstverständlich gelten. Damit erinnert die Ausstellung daran, dass jede einzelne dieser Entdeckungen einmal eine Sensation war.

Wer sich für Himmlisches in historischen Büchern interessiert, sollte den Weg nach Heidelberg nicht scheuen. Eine solche Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder. Begleitend zur Ausstellung findet auch eine Vortragsreihe statt. Wem die Anfahrt zu weit ist, kann das Buch zur Ausstellung für 16 Euro beim Universitätsverlag Winter in Heidelberg erwerben.

Für den Besuch ist keine Eile angesagt: die Ausstellung ist bis zum 13. September 2010 geöffnet. Sie hat viele Besucher verdient!

Janine Fohlmeister und Axel M. Quetz

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.