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News: Eine Karte für Erdbebengebiete

Wenn die Erde bebt, kann das schlimme Folgen haben. Dabei kommt es natürlich sehr darauf an, wo ein solches Ereignis stattfindet und welcher Untergrund 'wackelt'. Um Gefahren besser vorhersagen zu können, haben Wissenschaftler nun die erste weltweite Erdbebenkarte veröffentlicht. Auf ihr sind alle Gebiete markiert, in denen während der nächsten 50 Jahre mit Erschütterungen zu rechnen ist. Sie soll Ingenieuren dabei helfen, in gefährdeten Gebieten entsprechend sichere Gebäude zu bauen, und ist vor allem auch für Regionen interessant, die bisher nicht als unsicher eingestuft worden waren.
Viele geologische Atlanten enthalten Karten, auf denen die wichtigsten Verwerfungen der Welt eingezeichnet sind und die genau anzeigen, an welchen Stellen es in den letzten Jahren schwere Erdbeben gegeben hat. Trotzdem enthüllen sie nicht die Stärke des Bebens und die Gefahren, die von weiteren Erdbewegungen ausgehen können. Diese hängen sehr stark von der Natur des Bebens und der Umgebung ab, in der es stattfindet. So ist es zum Beispiel möglich, daß von einem heftigen Erdbeben auf dem Meer oder tief im Erdinneren, in der ihm am nächsten gelegenen Stadt nur ein leichtes "Zittern" zu spüren ist. Befindet sich allerdings das Zentrum des Bebens in einer großen Stadt, muß es nicht besonders stark sein, um eine Katastrophe auslösen zu können. Andere wichtige Faktoren sind die Häufigkeit, mit der die Erde in einer bestimmten Region bebt und das Material, aus dem der Untergrund in diesem Gebiet beschaffen ist. In festen, steinigen Böden wirken sich Erschütterungen zum Beispiel viel stärker aus, als in Regionen mit lockerem Untergrund.

Die neue Karte, die auf einer Tagung der American Geophysical Union vorgestellt wurde, berücksichtigt alle diese Faktoren und teilt die Erde in wenig bis stark gefährdete Gebiete ein. Mehr als 500 Seismologen und Geologen haben an ihr sechs Jahre lang gearbeitet. Um die Erdbebengefahr für alle Landgebiete der Erde zu dokumentieren, nutzten sie Satelliten-Messungen, Feldbeobachtungen, historische Aufzeichnungen und geologische Hinweise auf frühere Bodenbewegungen, sagte Domenico Giardini vom Schweizerischen Erdbebendienst in Zürich. In mehr als der Hälfte aller Länder mußten Ingenieure und Seismologen sich bislang mit wenigen derartigen Karten zufriedengeben oder sogar abwarten, bis ein größeres Beben eintrat. Erst dann könnten sie das Risiko für die Zukunft einschätzen, meint Giardini.

Die größten Gefahren für ein Erdbeben sehen die Forscher in Südkalifornien, im Südosten von Hawaii, in Taiwan, in der Türkei und in der seismischen Kollisionszone zwischen Indien und China. Hier stünden die Chancen für ein Beben in den nächsten 50 Jahren bei zehn Prozent, sagt Kaye Shedlock vom U.S. Geological Survey in Denver, Colorado. 15 Prozent der gesamten Landmasse seien stark oder sogar sehr stark gefährdet. Dazu gehörten mehr als die Hälfte aller Städte mit mehr als drei Millionen Einwohnern, so Shedlock, und er fügt an, daß die Auflösung der Karte mit nur einem Gefahrenwert für ein Gebiet von 100 Quadrat-Kilometern noch sehr grob sei. Doch die Wissenschaftler planen, in den nächsten Jahren für die besonders gefährdeten Gebiete detailliertere Karten zu erstellen.

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