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News: Eine neue Art von „Sternenleiche” vorhergesagt

Astronomen haben auf Grundlage von theoretischen Berechnungen und Beobachtungen an Doppelsternsystemen deren Entwicklung modelliert. Danach kann in manchen Fällen ein bereits erloschener Stern seinem Partner so lange Materie entreißen, bis dessen letzter Lebensfunke erloschen ist. Auf die Größe des Planeten Jupiter geschrumpft, hat er nicht mehr genug Wasserstoff, um selbständig zu leuchten.
Ein internationales Team von Astronomen unter der Leitung von Dr. Steve Howell von der University of Wyoming hat den neuen Sternentyp entdeckt. Howell, stellvertretender Professor der Fakultät für Physik und Astronomie, versuchte zusammen mit Kollegen den Lebenszyklus von Sternen innerhalb sehr alter Doppelsysteme zu verstehen. Viele Sterne bilden sich ursprünglich als Doppelsysteme heraus, wobei sich jeweils zwei Sterne für alle Exigkeit gegenseitig umkreisen, zusammengehalten durch ihre Gravitationskraft. Einige Doppelsterne sind so nah beieinander, daß ihre Umlaufbahn in die Größe unserer Sonne passen würde. Durch diese Nähe nehmen sie gegenseitig auch Einfluß auf ihr Leben.

Howell und seine Mitarbeiter nutzten Beobachtungen mit einigen der weltgrößten Teleskope sowie theoretische Modelle, die sie auf Supercomputern berechnen ließen, um neue Theorien zur Evolution dieser alten Doppelsysteme zu entwickeln. Nunmehr glauben sie, daß innerhalb einiger dieser Systeme ein neuer Sternentyp existiert.

„Die Entdeckung eines neuen Sternentyps ist kein alltägliches Ereignis”, sagt Howell. „Anfang dieses Jahrhunderts stützten sich Astronomen sowohl auf Theorien als auch auf Beobachtungen, um Weiße Zwerge, Neutronensterne und Schwarze Löcher zu entdecken.” Und bis heute wurden keine anderen „Sternenleichen” gefunden.

Sterne leuchten, weil in ihrem Inneren Energie freigesetzt wird, hauptsächlich bei der Fusion von Wasserstoff zu Helium. Ist der Wasserstoff aufgebraucht, muß ein Stern seine Gesamtstruktur neu anordnen, um einem Kollaps durch die stets vorhandene Gravitationskraft entgegenzuwirken. Nach einer relativ kurzen Zeitspanne von einigen Millionen Jahren beenden Sterne ihr Leben im allgemeinen als eines der drei stellaren Endprodukte: als Weißer Zwerg, Neutronenstern oder Schwarzes Loch. Letzteres ist das Endstadium der massivsten Sterne.

„In vielen Doppelsystemen beendet der anfangs massivere Stern sein Leben und wird zu einem Weißen Zwerg, während der ursprünglich weniger massive Stern versucht, sich normal zu entwickeln, dabei jedoch die ganze Zeit Masse an den Weißen Zwerg verliert”, erklärt Howell. „Was letztendlich übrig bleibt, ist nur ein ungeschützter stellarer Kern etwa von der Größe des Planeten Jupiter und einer Masse von lediglich 5 Prozent des Ausgangswertes. Nachdem dieser äußerst kleine Stern fast all seinen Wasserstoff aufgebraucht oder [an den Weißen Zwerg] verloren hat, kann er keinerlei Energie mehr erzeugen. Er kann dann nicht einmal mehr zu einem der gewöhnlichen stellaren Endprodukte werden. Deshalb hat er eine Struktur, die sich von allen anderen bekannten Sternenarten unterscheidet.”

Howell fügt hinzu: „Es ist erfreulich zu wissen, daß das Universum immer noch Geheimnisse in sich birgt und wir durch Eifer und Geduld einen flüchtigen Blick hinein werfen und einige kleine, neue Teile für uns entdecken können.”

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