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News: Eine Pille für den Mann nach den Wechseljahren?

Frauen, die nach der Menopause Östrogentabletten nehmen, senken damit das Risiko, die Alzheimersche Krankheit zu bekommen. Warum das so ist, wissen Wissenschaftler bisher noch nicht. Könnte das verwandte Hormon Testosteron bei Männern vielleicht denselben Effekt haben? Bei Experimenten mit Nervenzellen im Reaganzglas zumindest zeigte sich eine vergleichbare Wirkung. Womöglich gibt es nun auch bald eine entsprechende Pille für den Mann im rüstigen Alter.
Allein in Deutschland sind etwa 1,2 Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt. Da die Lebenserwartung immer weiter steigt, wird auch die Zahl der Betroffenen in Zukunft zunehmen. So erwarten Wissenschaftler für die Mitte des Jahrhunderts in den USA bereits 14 Millionen Patienten – heute sind es dort vier Millionen.

Im Laufe der Krankheit bilden sich im Gehirn charakteristische Plaques aus beta-Amyloid-Peptiden, die zu regelrechten Brocken aus Protein verklumpen. Die Ablagerungen zerstören die Zellen und wahrscheinlich auch angrenzende Neuronen. Selbst bei gesunden Menschen sind Enzyme ständig dabei, die kurzen, klebrigen Proteinstücke von einem größeren Protein der Zelloberfläche abzuschneiden. Bei Alzheimer-Patienten jedoch ist die Produktion von beta-Amyloid beschleunigt, und die Enzyme sind überfordert.

Da Östrogengaben Frauen irgendwie vor der Alzheimerschen Krankheit schützen, fragten sich Paul Greenguard und seine Kollegen an der Rockefeller University in New York, ob Testosteron bei Männern nicht vielleicht dieselbe Wirkung haben könnte. Schließlich sind sich die beiden Verbindungen in der Struktur sehr ähnlich. Und die Konzentration des Hormons geht bei Männern mit zunehmenden Alter zurück, so wie bei Frauen die Östrogenwerte nach den Wechseljahren.

Die Forscher kultivierten Gehirnzellen von Ratten in verschiedenen Medien mit Testosteron, Östrogen und anderen Hormonen und maßen dann die von den Zellen produzierten Mengen an beta-Amyloid. Im Vergleich zu Kontrollzellen verringerten Testosteron und Östrogen die beta-Amyloid-Herstellung um 30 bis 40 Prozent. Die anderen Verbindungen zeigten dagegen keinerlei Wirkung (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 1. Februar 2000, Abstract).

Konrad Beyreuther vom Zentrum für Molekulare Biologie in Heidelberg hält diesen Rückgang für einen "gigantischen Effekt". Wenn die Hormonbehandlung bei Menschen genauso erfolgreich verläuft, könnte man damit den Ausbruch der Krankheit womöglich um mehrere Jahre hinauszögern, schätzt er. Bis zur Testosteronpille für den Mann mit grauen Schläfen müssen aber noch einige Untersuchungen gemacht werden. Denn das Hormon ist nicht ganz ungefährlich: Es erhöht das Risiko von Herzkrankheiten und Prostata-Krebs.

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