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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Eine sehr seltene Sternbedeckung

Ende Januar 2015 wird sich eine partielle Verfinsterung des Doppelsterns Alpha Com ereignen. Helfen Sie mit bei der Verfolgung dieses seltenen Vorgangs.
Doppelsternsystem

Update: Die beiden Sterne von Alpha Com werden sich nicht bedecken, siehe Bericht hier.

Am 25. Januar 2015 (mit einer Abweichung von plus/minus einer Woche) soll uns der 4,3 mag helle Doppelstern Alpha Comae Berenices im Sternbild "Haar der Berenike" eine noch nie beobachtete partielle Bedeckung bescheren, in deren 30- bis 40-stündigen Verlauf ein Lichtabfall von 0,2 bis 0,6 mag erwartet wird. Dieses Ereignis ist deshalb äußerst selten, weil das aus zwei Hauptreihensternen vom Spektraltyp F bestehende System eine Periode von 26 Jahren aufweist! Die Inklination i liegt also innerhalb von Bogenminuten bei genau 90 Grad.

Ein vergleichbar seltenes und bis dahin unbekanntes Bedeckungsereignis gab es vielleicht im September 1990 bei dem 2,9 mag hellen Stern Gamma Persei, der aber eine Umlaufperiode von nur 14,6 Jahren aufweist. Hier handelte es sich bei dem bedeckenden Stern zudem um einen G-Riesen von etwa 34 Sonnendurchmessern! Die zehntägige Verfinsterung seines Begleiters war damals durch einen 0,3 mag tiefen Abfall in der V-Magnitude auch mit ungeübtem Auge einigermaßen zu erkennen. Der Fall von Alpha Com liegt insofern ähnlich. Eine digitale Fotoüberwachung mittels einer digitalen Spiegelreflexkamera mit Teleoptik dürfte in jedem Fall verwertbare Ergebnisse erzielen. Viele Mitmacher weltweit sind hierbei wichtig, das heißt am besten bei möglichst verschiedenen geografischen Längen, um die Lichtkurve in voller Länge gut abzudecken. Deshalb bitten die American Association for Variable Star Observers (AAVSO) und die Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne E.V. (BAV) alle SuW-Leser um Beteiligung.

Aufsuchkarte für den Stern Alpha Comae Berenices | Im Sternbild Haar der Berenike (lateinisch: Coma Berenices) lässt sich gegen Ende Januar 2015 eine seltene Bedeckung des Sterns Alpha Comae Berenices beobachten. Zum Vergleich sind einige Sternhelligkeiten in zehntel Magnituden angegeben, zum Beispiel 53 = 5,3 mag.

Die Bedeckungsvorhersage gründet sich auf den astrometrisch vermessenen Orbit, der eine Halbachse von nur 0,66 Bogensekunden aufweist. Bei einer Exzentrizität von fast 0,5 und asymmetrischer Periastronlage bleibt abzuwarten, ob die andere Konjunktion ebenfalls zu einer Bedeckung führt. In der Entfernung von 58 Lichtjahren entspricht ein Sterndurchmesser von 1,25 Sonnendurchmessern etwa 0,65 Millibogensekunden (mas). Die laterale Unsicherheit beträgt etwa 0,3 mas, also knapp einen Sternradius, und die wahrscheinlichste Finsternistiefe liegt bei 50 Prozent, das heißt, die beiden Sternmittelpunkte verpassen sich um etwa einen Sternradius. Die Bedeckung kann aber auch noch fast total oder sehr gering partiell ausgehen.

Eine lückenlose photometrische Erfassung des Ereignisses wird die Systemparameter von Alpha Com sehr genau festlegen und helfen, die fachastronomischen Beobachtungen geometrisch genau einzuordnen. So wird das Hamburger robotische 1,2-Meter-TIGRE-Teleskop in Guanajuato (Mexiko) den Verlauf spektroskopieren, um aus der genauen Dopplerverschiebung in verschiedenen Bedeckungsphasen die Neigung der Rotationsachsen beider Sterne zur Bahnebene zu bestimmen. Von so einem weiten System weiß man in der Beziehung eigentlich gar nichts. Auch werden Beobachtungen mit dem NASA-Satelliten Swift beantragt, um die Bedeckung der hinteren Korona durch den vorderen F-Stern im Röntgenlicht zu verfolgen.

Zum Vergleich werden von Fachastronomen die sehr konstanten und in der Farbe sehr ähnlichen Sterne 39 Com (V = 5,99 mag) und HD 114520 (V = 6,82 mag) empfohlen. Für DSLR-Teleaufnahmen sind jedoch mehrere Vergleichssterne erforderlich, da solche Chips nicht streng linear sind. Wolfgang Vollmann von der BAV hat zu diesem Zweck die unten angefügte Aufsuchkarte erstellt, in der verschiedene Sternhelligkeiten in zehntel Magnituden angegeben werden.

Die SuW-Redaktion wünscht allen Mitmachern viel Spaß bei dieser spannenden Beobachtungsaktion!

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