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Fledermaussonar: Eine Technik wie beim Menschenhirn

Nur der Mensch betraut sein linkes und rechtes Hirn mit unterschiedlichen Höraufgaben. Nun zeigt sich jedoch: Auch die Hörspezialisten im Tierreich setzen auf Teilung.
Fledermaus im Flug

Herauszufinden, was unser Gegenüber gesagt hat und wie wir ihm darauf antworten – solche Aufgaben übernimmt im menschlichen Gehirn zumeist nur eine Hirnhälfte: die linke. Sie ist für die eigentliche Sprachverarbeitung zuständig. Die rechte hingegen beschäftigt sich mit anderen Aspekten des Gehörten, zum Beispiel ob der Tonfall unseres Gesprächspartners eher schroff oder fröhlich war – und um wen es sich überhaupt handelt.

Nun studieren Forscher des Georgetown University Medical Center zum ersten Mal eine ganz ähnliche Aufgabenverteilung im Tierreich: bei Fledermäusen der Gattung Pteronotus. Die nachtaktiven Jäger nutzen die Echos ihrer Ultraschallschreie, um ihre Umgebung zu erkunden und Beutetiere aufzuspüren. Dabei hilft ihnen nicht allein ihr hochempfindliches Gehör.

Stuart D. Washingtons Team spekuliert über eine Spezialausstattung im Gehirn der Tiere, die der des Menschen in gewisser Hinsicht ähnelt: Die Hörzentren der linken Hälfte scheinen auf schnelle Klangveränderungen ausgerichtet zu sein, während die der rechten Hälfte langsam variierende Merkmale verarbeiten.

Diese Unterteilung entspricht zwei zentralen Aufgabenbereichen: Mit der rechten Hälfte lauscht die Fledermaus sehr genau auf Frequenzveränderungen. Das ist für Ortung und Umgebungserkundung wichtig. Die Fähigkeit der linken Hälfte hilft dem Tier hingegen bei der Kommunikation mit Artgenossen. Bei solchen Rufen kommt es eher auf ein präzises Timing als auf exakte Frequenzen an.

Hinter dieser Hemisphärenspezialisierung scheint ein Ressourcenkonflikt zu stehen. Wenn eine Hirnregion die Frequenzverteilung des Gehörten mit hoher Auflösung ermitteln soll, geht das auf Kosten ihres zeitlichen Auflösungsvermögens und umgekehrt. Dieser "speed/accuracy trade-off" könnte auch beim Menschen die Herausbildung zweier getrennter Systeme zur auditorischen Verarbeitung befördert haben.

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