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Kleinplaneten: Eine weitere Kollision im Asteroidengürtel beobachtet

Asteroid Scheila mit Kollisionswolke
Kollisionen zwischen den Mitgliedern des Asteroiden-Hauptgürtels zwischen den Bahnen der Planeten Mars und Jupiter scheinen nicht so selten zu sein, wie man noch vor Kurzem dachte. Ende des Jahres 2010 kollidierte ein 30 Meter großer Himmelskörper mit dem Asteroiden (596) Scheila, der einen Durchmesser von 114 Kilometern aufweist. Der Einschlag erfolgte mit einer Geschwindigkeit von 4,9 Kilometern pro Sekunde und dürfte einen Krater von bis zu 300 Metern Durchmesser in die Oberfläche gesprengt haben.

Schon im Januar 2010 beobachteten Astronomen eine Kollision im Asteroidengürtel, als sich der "Komet" P/2010 A2 als die Trümmerwolke eines Zusammenstoßes entpuppte (wir berichteten). Die anfänglich falsche Einstufung war wegen der langgestreckten Form der Wolke erfolgt, die einem Kometenschweif zum Verwechseln ähnlich sah.

Beim Asteroiden (596) Scheila war die Entdeckung zufällig, da der Himmelskörper am 11. Dezember 2010 vom Catalina Sky Survey (CSS) an der University of Arizona erfasst wurde. Der CSS dient zur Himmelsüberwachung und hält Ausschau nach potenziell gefährlichen erdnahen Asteroiden. Bei der Auswertung der Aufnahmen fiel den Astronomen auf, dass Scheila etwa doppelt so hell leuchtete, wie erwartet wurde. In den Bildarchiven des CSS zeigte sich auf früheren Aufnahmen, dass die Aufhellung zwischen dem 11. November und dem 3. Dezember 2010 stattgefunden haben musste.

Zunächst dachten die Forscher, dass der Asteroid Scheila ein so genannter Hauptgürtel-Komet sein könnte, von denen schon rund ein halbes Dutzend bekannt sind. Diese Himmelskörper umkreisen die Sonne im Asteroidengürtel, enthalten jedoch Anteile an flüchtigen Stoffen wie Wassereis oder gefrorenes Kohlendioxid, die unter dem Einfluss der Sonnenstrahlung gelegentlich verdampfen. Dann umgibt eine Wolke aus Gas und Staub den Himmelskörper und er wird merklich heller.

Swift-Aufnahme des Asteroiden Scheila | Schwach ausgeprägte Staubwolken umgeben den Asteroiden (596) Scheila auf dieser Aufnahme des NASA-Satelliten Swift mit seinem Teleskop für ultraviolettes und sichtbares Licht. Sie entstanden bei einer Kollision eines 30 Meter großen Asteroiden mit Scheila am Ende des Jahres 2010.
Drei Tage nach der Bekanntgabe der Aufhellung von Scheila wurde der NASA-Satellit Swift, der eigentlich der Suche nach Gammastrahlenausbrüchen dient, auf den Asteroiden ausgerichtet. Sein Teleskop für ultraviolettes und sichtbares Licht (UVOT) konnte mehrere Bilder des Asteroiden und einer ihn umgebenden Wolke aufnehmen. Zudem zeichnete er auch Spektren auf. Aber in ihnen fanden sich keine Spuren flüchtiger Stoffe, so dass ein Hauptgürtel-Komet als Erklärung ausfiel, wie das Forscherteam um Dennis Bodewitts an der University of Maryland feststellte.

Die Bilder von Swift zeigten, dass Scheila nördlich von einer großen Staubwolke flankiert wurde, südlich zeigte sich eine schwächere Wolke. Daraufhin wurde das Weltraumteleskop Hubble auf Scheila gerichtet und konnte den Himmelskörper am 27. Dezember 2010 und am 4. Januar 2011 beobachten.

Asteroid Scheila mit Kollisionswolke | Das Weltraumteleskop Hubble lieferte diese Ansicht des 114 Kilometer großen Hauptgürtelasteroiden (596) Scheila, der von zwei Wolken aus Staub umgeben ist. Sie wurden bei der Kollision eines 30 Meter großen Asteroiden mit Scheila Ende 2010 freigesetzt.
Die Forscher um David Jewitt an der University of California in Los Angeles stellten fest, dass sich die Beobachtungen am besten mit dem Einschlag eines kleinen Asteroiden auf Scheila erklären ließen. Dieser traf in einem Winkel von weniger als 30 Grad auf. Ein direkter Treffer hätte nur eine einzelne Staubwolke erzeugt und nicht zwei. Die Forscher vermuten, dass beim Einschlag rund 660 000 Tonnen Gestein herausgesprengt wurden.

Im Vergleich zur künstlich erzeugten Staubwolke beim Kometen Tempel 1, die durch den Einschlag eines kühlschrankgroßen Impaktors im Rahmen der Mission "Deep Impact" am 4. Juli 2005 entstand, enthalten die Auswurfmassen von Scheila rund die zehntausendfache Masse. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Einschlag auf Scheila sehr viel energiereicher war.

Tilmann Althaus

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  • Quellen
Nasa, 28. April 2011

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