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News: Einer der hellsten Sterne unseres Milchstraßensystems

Der hellste Stern unseres Milchstraßensystems, Eta Carinae, erhält einen Herausforderer: Der Wolf-Rayet-Stern WR 102ka, spaßeshalber auch "Pfingstrosen-Nebelstern" genannt, im Sternbild Schütze leuchtet so hell wie 3,2 Millionen Sonnen. Er befindet sich nahe des Zentrums unserer Galaxis und wurde nun vom Weltraumteleskop Spitzer fotografiert.
Einer der hellsten Sterne der Galaxis: WR 102ka
Der "Pfingstrosen-Nebelstern" erreicht die 3,2-Millionen-fache Leuchtkraft der Sonne und holt damit beinahe Eta Carinae ein, der mit einer Leuchtkraft von 4,7 Millionen Sonnen bislang die unangefochtene Nummer 1 der Galaxis ist. Das Forscherteam um Lidia Oskinova an der Universität Potsdam, welches WR 102ka untersuchte, weist jedoch darauf hin, dass sich die absolute Leuchtkraft dieser Sterne nur sehr schwierig bestimmen lässt. Möglicherweise leuchten beide gleich hell. Den Spitznamen erhielt WR 102ka, weil er sich in einer Staubwolke befindet, die auf den Infrarotbildern von Spitzer an die Blüte einer Pfingstrose erinnert.

WR 102ka ist im sichtbaren Licht nicht zu sehen. Erst die Infrarotbeobachtungen mit dem Weltraumteleskop Spitzer erlaubten jetzt einen Blick auf ihn. Mit Hilfe des 3,6-Meter-New-Technology-Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile konnte die Helligkeit von WR 102ka näher bestimmt werden. Er ist rund 26000 Lichtjahre von uns entfernt.

Der Pfingstrosen-Nebelstern begann seine Existenz wohl mit einer Masse von 150 bis 200 Sonnenmassen. Solch extrem massereiche Sterne sind sehr selten, da ihre Massen eigentlich jenseits des Limits für einen Einzelstern liegen. Den Theorien zur Sternentstehung zufolge kann ein so massereicher Stern bei der Zusammenballung seiner Materie durch die dabei freigesetzte Strahlung seine Masse nicht mehr zusammenhalten, da der Strahlungsdruck seine Schwerkraft überwindet. Er sollte deshalb in einen Doppel- oder Mehrfachstern auseinanderbrechen.

Heute gehört er zu den Wolf-Rayet-Sternen und weist noch eine Masse zwischen 10 und 50 Sonnenmassen auf. Er besitzt etwa den 100-fachen Durchmesser unseres Zentralgestirns. Könnte man ihn an Stelle der Sonne in unserem Planetensystem platzieren, so würde WR 102ka über die Umlaufbahn des innersten Planeten Merkur hinausragen. Wolf-Rayet-Sterne sind durch starke Sternwinde gekennzeichnet, die zu einem erheblichen Masseverlust führen. Innerhalb einer Million Jahre kann ein Wolf-Rayet-Stern bis zu drei Sonnenmassen Gas in seine Umgebung abblasen.

Benannt wurden die Wolf-Rayet-Sterne nach den französischen Astronomen Charles Wolf (1827 – 1918) und Georges Rayet (1839 – 1906), die im Jahr 1867 mit dem 40-Zentimeter-Teleskop des Pariser Observatoriums erstmals einen derartigen Stern untersuchten.

WR 102ka ist ein heißer Kandidat für eine Supernova-Explosion. Das Forscherteam vermutet, dass der Stern in wenigen Millionen Jahren explodieren wird. Aber er könnte auch schon morgen sein Leben aushauchen. Bei der Supernova-Explosion wird er dann für einige wenige Wochen heller als alle anderen Sterne in unserem Milchstraßensystem zusammen leuchten. Leider würden wir von der "Lightshow" aber nichts sehen, denn die WR 102ka umgebenden dichten Wolken aus Gas und Staub würden das gesamte sichtbare Licht schlucken.

VSP/TA

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