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Aufmerksamkeit: Einleuchtende Ampelmännchen

"Gehen" oder "Stehen" vermittelt das ostdeutsche Ampelmännchen besser.

Ampelmännchen wurden entwickelt, um Fußgängersignale besser von den Lichtzeichen der Autofahrer unterscheiden zu können. Seit seiner Erfindung durch den Verkehrspsychologen Karl Peglau (1927-2009) im Jahr 1961 machte das ostdeutsche Männchen eine steile Karriere: Durch eine geschickte Vermarktung nach der Wende erlangte es Symbolcharakter und steht seither für die "Ostalgie". Gibt es jedoch auch einen funktionellen Unterschied zwischen den Figürchen aus Ost und West?

Dazu präsentierte eine Forschergruppe um Claudia Peschke von der Jacobs University Bremen ihren Probanden die beiden Ampelmännchen-Versionen. In drei Versuchsbedingungen sollten die Teilnehmer durch Knopfdruck so schnell wie möglich angeben, was sie sahen. Entweder sollten sie nur auf die Farbe achten und den rechten Knopf für "rot" und den linken für "grün" drücken – oder nur die Körperform berücksichtigen und angeben, ob die Figur steht oder geht. In der dritten Bedingung galt es lediglich, bei roten oder grünen Kreisen möglichst schnell die Farbe zu erkennen.

Ampelmännchen | Diese Ampelmännchen – mal mit stimmiger (A), mal mit falscher Farbe (B) – wurden den Versuchspersonen präsentiert. Dabei sollten sie entweder nur auf die Farbe oder nur auf die Form achten und den entsprechenden Knopf drücken. In der Kontrollbedingung sollten die Teilnehmer dann zwischen roten und grünen Kreisen (C) unterscheiden.

Die Wissenschaftler machten es den Versuchspersonen allerdings nicht leicht: Mal stimmten Männchen und Farbe überein – mal präsentieren sie ein rotes Ampelmännchen, das ging, oder andersherum ein grünes, das stand.

Die charakteristische Form des Ostmännchens erkannten die Teilnehmer schneller als die der westdeutschen Variante. Durch die korpulente Figur, den Hut, die dicke Nase und vor allem die ausgestreckten Arme des stehenden Männchens fiel die Zuordnung offensichtlich leichter. Passten Figur und Farbe nicht zusammen, reagierten die Probanden bei den DDR-Männchen allerdings zögerlicher als bei den abstrakteren Westversionen.

Beide Ergebnisse weisen darauf hin, dass die ostdeutschen Figuren selbsterklärender und einprägsamer sind. Denn auch diejenigen Teilnehmer, denen die ostalgischen Ikonen nicht geläufig waren, ordneten das prägnante Profil schneller ein und waren ebenso verwirrt durch vertauschte Farben.

"Ich würde mich freuen, mehr Ost-Ampelmännchen auf deutschen Straßen zu sehen", meint Claudia Peschke. "Unsere Studie könnte zukünftig auch wertvolle Hinweise für andere Verkehrszeichen liefern. So könnte man beispielsweise die Effektivität des mittlerweile eingeführten Euro-Ampelmännchens prüfen."

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