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News: Einmal Kartoffeln, immer Kartoffeln

"Ich esse für mein Leben gern Tomaten." Solche Aussagen sind für die Larven des Tabakschwärmers harte Wirklichkeit, denn sie sind sogar regelrecht abhängig von ihrer bevorzugten Nahrung. Die Abhängigkeit geht so weit, dass die Falterlarven sterben, wenn ihnen die Lieblingsspeisen fehlen.
Tomatenpflanzen, Kartoffeln und andere Gewächse – endlich grünt es wieder im Garten. Doch das zarte Grün erfreut nicht nur die Naturfreunde, sondern verlockt auch diverse Insekten, sich an den Pflanzen gütlich zu tun. Die Larven des Tabakschwärmers (Manduca sexta) können ganze Pflanzen binnen kurzer Zeit vollständig kahl fressen. Wie Marta del Campo an der Cornell University in New York herausfand, bevorzugen jedoch die Blätter von Nachtschattengewächsen (Solanaceen. Diese Vorliebe geht sogar so weit, dass sie eher sterben als auf andere Blätter umzusteigen. "Die Larven sind absolut abhängig von ihren Wirtspflanzen", erläutert ihr Kollege Alan Renwick.

Del  Campos Forschung zufolge beruht die Spezialisierung auf einer chemischen Abhängigkeit: Solange sie die Larven ausschließlich mit den speziellen Blättern versorgte, wuchsen sie ganz normal von etwa fünf  Millimetern auf 80  Millimeter Länge heran bis sie sich schließlich verpuppten. Entzog sie ihnen jedoch die Blätter, hungerten sich die Larven innerhalb von zwei bis drei Tagen zu Tode. Bei einer bunt gemischten Nahrung während der Entwicklung trat die Abhängigkeit allerdings nicht auf. Die Wissenschaftlerin entdeckte eine bestimmte chemische Substanz in den Nachtschattengewächsen, auf welche die Geschmacksrezeptoren der Tiere praktisch geeicht wurden. Denn jedesmal, wenn eine Larve an den Blättern von Tomaten oder anderen Solanacaen knabberte, nahm sie Indiosid D auf, das einem Steroid und drei Zuckerresten besteht. Und dieser Stoff machte sie abhängig.

Doch wie unterscheidet so eine Raupe Nachtschattengewächse von anderen Pflanzen? Die Forscherin, die nun an der State University of New York in Binghampton arbeitet, studierte dazu das Aussehen ihrer Tiere und stieß auf eine interessante Lösung. Während Menschen mit der Zungenspitze sensorischen Kontakt aufnehmen, vermitteln den Tabakschwärmern so genannte Sensillen einen Geschmackseindruck und zwar gleich vierfach. Die vier Geschmacksstrukturen, Sensilla stylonica, sitzen jedoch außerhalb des Mundes. In jeder Sensille sitzen spezielle Rezeptoren für den Geschmack, mit denen die Raupe ihr Futter identifiziert und die den Appetit der kleinen Feinschmecker anregen.

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  • Quellen
Nature 411: 186–189 (2001)

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