Direkt zum Inhalt

Sonnensystem: Einschläge auf Jupiter

Einschlag auf Jupiter

Einschläge auf Jupiter lassen sich schon mit Amateurmitteln beobachten. Mehrere Amateurastronomen konnten durch Langzeitbeobachtungen innerhalb von drei Jahren drei solcher Einschläge dokumentieren. Die statistische Auswertung zeigt, dass als Ursache für die Einschlagsblitze Körper der Zehn-Meter-Klasse verantwortlich sind, und dass dies bei Jupiter hundert Mal so häufig auftritt wie bei der Erde.

Abgesehen von der Sonne und ihren Planeten sowie deren Monden ist unser Sonnensystem angefüllt mit unzähligen Körpern – von Staubkorngröße bis zum ausgewachsenen Asteroiden mit mehreren hundert Kilometer Durchmesser. Sie ziehen auch nach 4,6  Milliarden Jahren immer noch ihre Bahn um unser Zentralgestirn. Manche von ihnen kommen der Erde nahe, wenn nicht gar zu nahe. Wie gefährlich das sein kann, belegen beispielsweise der Fall von Tscheljabinsk am 15. Februar dieses Jahres und der Einschlag der Fragmente des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter im Juli 1994.

Solche Ereignisse zeigen, dass die Planeten auch heute noch unter Beschuss durch Asteroiden und Kometen stehen. Daher ist es wichtig zu wissen, wie groß die Gefahr eines Einschlags ist. Sie hängt zum einen ab von der Größe der Körper (Einschlagsenergie), zum anderen von der Häufigkeit solcher Kollisionen (Trefferrate). Interplanetaren Staub – das untere Ende des Massenspektrums von Kollisionskörpern – sammelt die Erde permanent auf. Die Staubmasse summiert sich im Jahr auf rund 200 000 Tonnen. Am oberen Ende des Massenspektrums liegen die "Earth Crosser" genannten Asteroiden mit Durchmessern bis hin in den Kilometerbereich. Während ihres Umlaufs um die Sonne kreuzen sie die Erdbahn und haben das Potenzial, irgendwann mit ihr zu kollidieren. Zwischen diesen beiden Extremen liegen Sternschnuppen, wie sie zum Beispiel im August als Perseiden zu beobachten sind. Satelliten des US-Verteidigungsministeriums beobachten hingegen das explosionsartige Verglühen von Objekten der Meterklasse, deren Explosionsenergie im TNT-Kilotonnen-Bereich liegt. Je kleiner die Objekte sind, umso häufiger treten sie auf, und umso häufiger kollidieren sie mit der Erde.

Drei Einschläge auf Jupiter | Den Einschlag im linken Bild beobachteten die beiden Amateurastronomen A. Wesley von Australien aus und C. Go von den Philippinen aus am 3. Juni 2010.Den Einschlag im mittleren Bild dokumentierten die drei japanischen Amateurastronomen M. Tachikawa, K. Aoki und M. Ichimaru am 20. August 2010.Die Folgen des dritten Einschlags fotografierte G. Hall aus den USA am 10. September 2012 nach dem Bericht über die visuelle Beobachtung eines Einschlagsblitzes durch D. Petersen, USA.

Eine wertvolle Ergänzung zu Beobachtung- und Überwachungsprojekten der professionellen Astronomen sind Beobachtungen des Riesenplaneten Jupiter durch Amateurastronomen. Mit deiner großen Masse wirkt er nämlich wie eine attraktive Falle auf die vagabundierenden Körper im Sonnensystem, und sammelt auf diese Weise viele Kometen auf, noch bevor sie die Chance haben mit der Erde zusammenzustoßen.

Zahlreiche Amateurastronomen filmen daher die atmosphärischen Erscheinungen auf Jupiter mit Videokameras. Ihnen gelang es, innerhalb der letzten drei Jahre drei Einstürze auf Jupiter zu dokumentieren. Ricardo Huesco von der University of the Basque Country in Spanien hat diese Beobachtungen analysiert. Seine statistische Auswertung zeigt, dass Jupiter jährlich von 12 bis 60 Objekten der Zehn-Meter-Klasse getroffen wird. Dies sei, so der Befund, rund hundert mal so viel wie bei der Erde.

Die Arbeit ist eine jener fruchtbaren Kollaborationen von Profi- und Amateurastonomen. Die Einschlagstellen werden im Zuge der Kollaboration nur wenige zehn Stunden nach dem Kollisionsblitz mit Großteleskopen wie dem Weltraumteleskop Hubble oder dem Very Large Telescope (VLT) der ESO aufs Korn genommen. Im Gegensatz zu den atmosphärischen Erscheinungen, die die Fragmente von Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter hinterließen, zeigte sich bei den Nachbeobachtungen der weitaus kleineren Einschläge keine länger sichtbaren Zeichen auf dem Gasriesen.

Da die Kollisionsereignisse nur eine kurz sichtbare Lichterscheinung verursachen und zu jeder Zeit eintreten können, ist es mit Großgeräten nicht möglich, eine kontinuierliche Beobachtung durchzuführen. Amateurastronomen aber können ihr Teleskop auf ein Ziel ihrer Wahl ausrichten – nächtelang, wochenlang. Dies macht ihre Beobachtungen so wertvoll, denn es erhöht die Chance, einen Einschlag zu beobachten, sogar mit vergleichsweise einfacher Ausrüstung.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen
EPSC 2013 Press Release, Ref. PN: EPSC13/18, 13. September 2013: Fireballs in Jupiter's Atmosphere Observed by Amateur Astronomers EPSC2013 Press Release

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.