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Eisberge: Warum der Finger von A-68 abbrach

South Georgia im Südatlantik gilt als Friedhof der Eisberge. Dort endete auch der Rieseneisberg A-68. Der Ozean hat seinen Teil dazu beigetragen, zeigt eine Studie.
A-38B-Eisberg vor South Georgia
Der riesige Eisberg A68 (rechts der Insel South Georgia) driftete von 2017 bis 2021 durch den Ozean.

Im Juni 2017 brach vom antarktischen Larsen-C-Eisschelf ein knapp 6000 Quadratkilometer großes Stück ab, das anschließend unter dem Namen A-68 durch den Südatlantik driftete. Vier Jahre später zerfiel der Gigant, der zeitweise einer der größten je gemessenen Eisberge der Erde war, nahe der Insel South Georgia: am Friedhof der Eisberge. Alex Huth von der Princeton University und sein Team erklären in »Science Advances«, welche Mechanismen zum Zerbrechen des Eisriesen beigetragen haben.

Drei Jahre lang verlor A-68 kaum an Masse; als ziemlich kompaktes Gebilde trieb der Eisberg mit den Meeresströmungen von der Antarktischen Halbinsel nach Osten in Richtung South Georgia. Als er dort in flacheres Gewässer geriet, sorgten der Untergrund und die Reibung darauf für Brüche im Eis: Erste Brocken lösten sich von A-68 und machten sich selbst auf den Weg. Der größte Teil des Eisbergs blieb augenscheinlich intakt, doch hatten Spannungen im Eis für Risse und weitere Brüche gesorgt.

Diese verstärkten sich, als A-68 in eine schnellere Gegenströmung geriet, die auf die langsame Meeresströmung traf, in der er bislang trieb. Satellitenbilder und darauf basierende Modellierungen der Arbeitsgruppe zeigen, was dann geschah: Die aus dem Aufeinandertreffen resultierenden Scherkräfte übten Druck auf den »Finger« des Eisbergs aus, der bis dahin als charakteristische Spitze nach Süden zeigte. Die gewaltigen Kräfte zerrissen schließlich die letzten Bindungen im Eis und ließen den Finger abbrechen. Die Satellitenbilder belegen, dass dies innerhalb von nur vier Tagen zwischen dem 19. und 22. Dezember 2020 geschah

Im April 2021 war A-68 endgültig Geschichte und praktisch komplett zerfallen. Die verbliebenen Bruchstücke fielen nun so klein aus, dass sie nicht mehr nachverfolgt wurden. Biologen hatte sogar zwischenzeitlich befürchtet, dass die Eismassen für die Pinguine und Seelöwen der Region zum Problem werden könnten, wenn sie ihnen den Weg zu den Nahrungsgründen abschneiden würden. Letztlich drifteten selbst die großen Teileisberge von A-68 auf verschiedenen Wegen um Südgeorgien herum; Wind, Wellen und höhere Temperaturen setzten ihnen dabei noch weiter zu und zerteilten sie vollständig.

Larsen C gehört noch zu den großen Schelfeisgebieten der Antarktis: Seine Fläche ist in den letzten Jahrzehnten allerdings bereits zurückgegangen. Und mittelfristig fürchten Glaziologen, dass Larsen C den beiden Eisschelfen Larsen A und B folgen könnte, die in den vergangenen Jahren komplett zerfallen sind. Unter anderem setzen ihm verstärkt warme Fallwinde zu, wie Wissenschaftler 2019 feststellten.

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