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Stoffkreisläufe: Warum Pinguinkot wichtig ist fürs Klima

Der Rückgang der Pinguine bringt den Eisenkreislauf im Südpolarmeer ins Wanken. Der wiederum ist wichtig für die natürliche Funktion des Meeres als Kohlenstoffsenke.
Zügelpinguine stehen auf einem Felsen
Zügelpinguine gelten als die streitlustigsten unter den Pinguinen und scheuen nicht davor zurück, auch wesentlich größere Tiere anzugreifen.

Eisen spielt in den nährstoffreichen, chlorophyllarmen Regionen des Südpolarmeers eine wichtige Rolle. Es fördert das Wachstum des Phytoplanktons, das wiederum die Grundlage der Nahrungskette im Südlichen Ozean bildet. Denn es dient etwa dem Antarktischen Krill (Euphausia superba) als Nahrung. Die kleinen Krebse werden von diversen Bartenwalarten gefressen. Über die Ausscheidungen der Tiere gelangt das aufgenommene Eisen wieder an die Wasseroberfläche, wo es die Menge des Phytoplanktons steigert. Ein geschlossener Kreislauf.

Doch damit nicht genug. Phytoplankton ist auch wichtig fürs Klima. Es bindet CO2 aus der Luft zur Fotosynthese. Stirbt es ab, sinkt es auf den Meeresgrund und nimmt den Kohlenstoff mit.

Der Einfluss von Krill fressenden Seevögeln wie etwa Pinguinen wurde dagegen noch nicht ausgiebig untersucht. Bis jetzt. Eine spanische Forschungsgruppe um Oleg Belyaev vom Institut für Meereswissenschaften in Andalusien hat sich die Hinterlassenschaften von Zügelpinguin-Kolonien (Pygoscelis antarcticus) genauer angeschaut. Im Fachmagazin »Nature Communications« kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Tiere schätzungsweise rund 521 Tonnen Eisen pro Jahr recyclen und damit entscheidend zum natürlichen Eisenkreislauf in der Antarktis beitragen.

Um herauszufinden, wie viel Eisen die Zügelpinguine in die antarktischen Gewässer eintragen, machten Oleg Belyaev und seine Kollegen Drohnenaufnahmen der Pinguin-Kolonien. Daraus schätzten sie das anfallende Guanovolumen ab. Als Guano bezeichnet man das feinkörnige Pulver, das entsteht, wenn die Exkremente von Seevögeln auf einem kalkreichen Boden verwittern. Sie unterschieden dabei zwischen der Brutsaison im antartktischen Sommer und der Nichtbrutsaison. Sie nahmen an, dass der an den Rändern des Schelfeises abgelagerte Guano während der Sommersaison, wenn sich das antarktische Wintereis zurückzieht, fast vollständig in den Ozean gespült wird. Außerdem analysierten sie den Guano chemisch und stellten fest, dass er mit etwa drei Milligramm pro Gramm sehr reich an Eisen ist. Zum Vergleich: Die Exkremente der Bartenwale enthalten nur rund 0,15 Milligramm pro Gramm. »Die Freisetzung dieses Guanos in den Südlichen Ozean entspricht fast der Hälfte des von Bartenwalen produzierten Eintrags«, schreiben die Autoren. »Das unterstreicht die ökologische Bedeutung der Zügelpinguin-Populationen.«

Da sich die weltweite Population der Zügelpinguine in den zurückliegenden vier Jahrzehnten etwa halbiert hat, befürchtet die Forschungsgruppe, dass eine weitere Dezimierung deutliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Ökosystems haben könnte. »Ein tieferes Verständnis der Beuteaufnahme des Zügelpinguins, seiner Wanderungen sowie der Dynamik des Guanoeintrags aus den Brutgebieten würde dazu beitragen, ihren Erhaltungszustand und ihren Einfluss auf das Eisenrecycling im antarktischen Meeresökosystem zu verbessern.«

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