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Kommunikation: Elefanten brummen wie Menschen - nur tiefer

Elefanten

Elefanten sind nicht nur soziale Herdentiere, sie können auch über riesige Entfernungen hinweg kommunizieren – per Infraschall. Wie sie diese extrem tiefen, für das menschliche Ohr zum Teil sogar unhörbaren Töne produzieren, war bislang aber noch ein wissenschaftliches Geheimnis. Nun haben es Christian Herbst von der Universität Wien und seine Kollegen gelöst – mithilfe eines im Berliner Zoo verstorbenen Elefanten, dessen durchaus gigantischen Kehlkopf sie entnahmen und experimentell testeten.

Elefanten | Die Dickhäuter sind soziale Herdentiere, die auch über große Distanzen Kontakt halten können – mithilfe von weit reichendem Infraschall.

Dazu bauten die Biologen das veritable Organ in eine Testvorrichtung, in der sie Druckluft über einen Kompressor in einen Behälter bliesen, wo diese Luft erwärmt und befeuchtet wurde. Anschließend strömte sie weiter in eine künstliche Lunge und von dort in den präparierten Kehlkopf, dessen Bewegungen und Geräusche von einer Hochgeschwindigkeitskamera beziehungsweise Mikrofonen aufgezeichnet wurden. Die ausgewerteten Daten belegten schließlich eindeutig, dass die Dickhäuter selbst extreme Bässe auf die gleiche Weise erzeugen wie wir und die meisten anderen Säugetiere unsere Töne. Der Luftstrom produziert demnach sich selbst erhaltende Schwingungen der Stimmlippen im Kehlkopf, die der Elefant allein durch seine Atemtechnik steuert – selbst Infraschall ist damit also möglich.

Alternativ hatten Biologen zuvor in Betracht gezogen, dass die Rüsseltiere diese Töne ähnlich wie Katzen ihr Schnurren produzieren, indem sie die Stimmlippenmuskeln gezielt zucken lassen und dies über ihre Nerven steuern. Das Team um Herbst konnte den Infraschall gezielt reproduzieren, ohne dass sie dafür neuronale Impulse an den Kehlkopf übermitteln mussten. Wie tief das "Grollen" der Elefanten ausfallen kann hänge wohl direkt mit der Größe der Stimmlippen zusammen und wie stark sie unter Spannung stehen. Dieses physikalische Prinzip der Lautäußerung ist somit für verschiedenste Töne und Tonhöhen einsetzbar: Neben dem Infraschall der Elefanten ermöglicht es uns auch das Singen zwischen Bass und Sopran oder die Ultraschallkommuniaktion der Fledermäuse – nur Katzen weichen unter den Säugetieren ein wenig von diesem Muster ab.

© Department of Cognitive Biology, University of Vienna
Grollende Elefanten

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  • Quellen
Science 337, S. 595–599, 2012

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