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News: Elektrosmog und Leukämie

Beim Thema Elektrosmog erhitzen sich nach wie vor die Gemüter. Erhöhtes Krebsrisiko fürchten die einen, als reine Panikmache bezeichnen es die anderen. Obwohl auch bei neuen, groß angelegten Studien in den USA kein zuverlässiger Zusammenhang zwischen Elektrosmog und einem erhöhten Krebsrisiko entdeckt werden konnte, sind die Forscher mit ihren Aussagen vorsichtiger geworden. Trotz mangelnder Beweise können elektromagnetische Felder auch nicht ganz frei gesprochen werden vom Vorwurf, eventuell doch nicht ungefährlich zu sein. Immerhin gibt es auch statistische Untersuchungen, die zumindest bei Kindern auf eine erhöhte Leukämierate weisen.
Der Schwerpunkt der sechsjährigen Untersuchungen des National Institute of Environmental Health Sciences wurde auf extrem niederfrequente Felder gelegt, denn sie umgeben sowohl große Versorgungsleitungen, als auch die kleineren, dafür aber weniger weit entfernten Leitungen in Häusern und elektrischen Geräten. Zwar konnten vom amerikanischen Kongreß beauftragte Studien keinen eindeutigen Nachweis erbringen, daß mit erhöhter elektromagnetischer Strahlenbelastung das Krebsrisiko signifikant steigt, aber solange auch das Gegenteil nicht erwiesen ist, raten die Forscher zur Vorsicht.

Der Einfluß elektromagnetischer Felder kann nicht als völlig ungefährlich betrachtet werden. Selbst wenn auch zusätzliche Laborstudien und Untersuchungen grundlegender biologischer Funktionen keinerlei Zusammenhang zwischen Elektrosmog und Krebs nahelegen, empfiehlt der Report, die Strahlenbelastung zu reduzieren. Denn zumindest in Bezug auf Kleinkinder gibt es statistische Hinweise, daß möglicherweise ein erhöhtes Risiko einer Leukämieerkrankung besteht.

An der University of Toronto konnte in Zusammenarbeit mit dem Hospital for Sick Children bei Kindern unter sechs Jahren eine signifikante Erhöhung des Leukämierisikos beobachtet werden. Die Arbeiten, die im International Journal of Cancer und in der Zeitschrift Cancer Causes and Control veröffentlicht wurden, zeigen bei Kindern unter sechs Jahren einen deutlichen Zusammenhang zwischen Elektrosmog und Leukämie. Die Studie umfaßt Untersuchungen an 201 kranken Kindern bis zu vierzehn Jahren aus der Umgebung von Toronto im Vergleich mit 406 Kindern einer Kontrollgruppe aus der gleichen Gegend. Wo es möglich war, ermittelten die Forscher die Strahlenbelastung an allen Orten, an denen die Kinder während der Studie zwischen 1985 und 1993 wohnten, innerhalb und außerhalb der Gebäude. Bei einem Teil der Kinder zeichneten sie die Strahlenbelastung während des üblichen Tagesprogramms über einen Zeitraum von 48 Stunden auf. Zusätzlich wurden andere Faktoren berücksichtigt, wie der gesundheitliche Hintergrund der Kinder und die Familengeschichte, soweit sie in Bezug zur Krankheit standen. Alles in allem kamen die Forscher zu dem Ergebnis, daß im Schnitt kein Zusammenhang zwischen Leukämie und Elektrosmog festzustellen ist. Allerdings wurde ein deutlich erhöhtes Risiko bei Kindern unter sechs Jahren beobachtet, die innerhalb ihrer ersten beiden Lebensjahren einer vergleichsweise hohen elektromagnetischen Strahlenbelastung ausgesetzt waren. Obwohl jüngere Kinder möglichen Risikofaktoren naturgemäß nur kürzere Zeit ausgesetzt waren, stieg das Leukämierisiko bei stärkerer Strahlungsbelastung in dieser Altersgruppe auf den 4,5fachen Wert.

Die Anzeichen für einen Zusammenhang zwischen Elektrosmog und Leukämie bei Kindern, so der kanadische Wissenschaftler Louis Green, scheinen sich mit den gründlicheren Untersuchungsmethoden zu verdichten. Doch er weist darauf hin, daß auch diese Studie wieder keinen eindeutigen Beweis liefert.

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