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Stammzellen: Embryo aus Hautzelle geklont

Im Labor führen offenbar unterschiedliche Methoden von der menschlichen Körper- zur maßgeschneiderten Stammzelle: Einem amerikanischen Team von Reproduktionsmedizinern gelang es erstmals, einen Embryo aus einer ausdifferenzierten Zelle eines Menschen zu klonen. Dies könnte dazu dienen, embryonale Stammzellen für therapeutische Zwecke zu gewinnen.

Anders als bei der jüngst vorgestellten erfolgreichen Reprogrammierung von adulten Zellen, die zu Blastozysten heranwachsen, gingen die Forscher um Andrew French nach der traditionellen Klonierungstechnik vor, mit der bereits zahlreiche Organismen und als erstes das Schaf Dolly geklont wurden. Bislang waren alle Versuche gescheitert, diese Methode auch mit menschlichen Zellen erfolgreich bis zum Embryonalstadium durchzuführen.

Die Wissenschaftler um French verwendeten das Erbgut aus Hautzellen eines Spenders als Ausgangsmaterial und schleusten es in 29 entkernte Eizellen ein, die drei junge Frauen freiwillig zur Verfügung gestellt hatten. Fünf dieser veränderten Eizellen mit der DNA des Spenders teilten sich bis zum Stadium der Blastozysten, dem frühen Embryonalstadium, berichtet das Team. Genetische Untersuchungen ergaben, dass mindestens eine dieser Blastozysten tatsächlich genetisch völlig identisch mit dem Spender waren – also ein früher embryonaler menschlicher Klon.

Mediziner suchen beim therapeutischen Klonen nach Wegen, genetisch mit Körperzellen identische embryonale Stammzellen herzustellen, die als Allzweckwaffe gegen Krankheiten eingesetzt werden sollen. Der von French und Co beschrittene Weg könnte zu diesem Ziel führen. Dazu müssen allerdings aus den im Labor entstandenen Embryonen noch erfolgreich embryonale Stammzellen gewonnen werden; ein letzter, entscheidender Schritt, den die Forscher allerdings bei der jetzt vorgestellten Studie nicht unternommen haben.

Die von French und Kollegen genutzte und bei verschiedenen Tieren etablierte Technik des somatischen Zellkerntransfers hatte zuletzt Konkurrenz durch Erfolge auf einem alternativen Weg zum therapeutischen Klonen erhalten, bei dem keine Eizellen verbraucht werden. Hierbei gelang zuletzt etwa japanischen Wissenschaftlern durch die Zugabe von wenigen Transkriptionsfaktoren, ausdifferenzierte menschliche Zellen in so genannte "induzierte pluripotente Stammzellen" (iPS) zu verwandeln, die sich dann zu verschiedenen Gewebezellen weiterentwickeln ließen. Andere Wissenschaftler konnten aus den reprogrammierten iPS von Mäusen lebensfähige Mäuse und Embryonen herstellen.

Die Produktion menschlicher embryonaler Stammzellen ist in Deutschland ebenso verboten wie das Klonen menschlicher Embryonen. (jo)

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