Rätselhafter Saturnmond: Enceladus' heißer Kern
Forscher haben möglicherweise die Hitzequelle aufgespürt, die den unterirdischen Ozean auf dem Saturnmond Enceladus mit Wärme versorgt. Demnach besteht der Kern des Saturnmonds aus Eisen- und Gesteinskörnern und ist von feinen Wasseradern durchzogen. Die Gezeitenkräfte von Saturn zerren ständig an diesem Mix. Durch Reibung zwischen den Körnern entsteht offenbar genug Wärme, um das Wasser flüssig zu halten, berichtet das Team um Gaël Choblet von der Université de Nantes im Fachmagazin "Nature Astronomy".
Die Raumsonde Cassini, deren Mission im September 2017 endete, hatte wiederholt Geysire am Südpol des Monds beobachtet, die Wasserdampf ins All pusten. An den Polen ist der Eispanzer von Enceladus offenbar nur wenige Kilometer dick, folgerten Wissenschaftler, so dass sich das Wasser aus der Tiefe rasch seinen Weg zur Oberfläche bahnen kann. Schon länger machen Wissenschaftler heiße Quellen am Grund des unterirdischen Ozeans für dieses Schauspiel verantwortlich. Bisher war aber unklar, woher die Wärme kommt, zumal die Gezeitenreibung nicht ausreicht, um den Ozean an sich über einen längeren Zeitraum flüssig zu halten.
Das Team um Choblet hat nun ein dreidimensionales Computermodell für das Innere des Eismonds programmiert. Demnach ist die Reibung zwischen den Körnchen im Kern so stark, dass die Gezeiten insgesamt 10 Gigawatt an Wärme im Kern erzeugen – das entspricht der Leistung von etwa zehn Kernkraftwerken. Wegen Enceladus' Bahn um den Saturn breitet sich das gut 90 Grad warme Wasser vor allem in Richtung der Pole aus, so dass sich ein bis zu fünf Gigawatt warmer Hotspot unter dem Südpol bildet. Vermutlich besteht im Inneren des Monds ein Kreislauf, so die Forscher: Sich abkühlendes Wasser sinkt immer wieder in den Kern hinab, wo es erwärmt wird und schließlich in den unterirdischen Ozean unter der Kruste zurückkehrt.
Enceladus gilt wegen seines Ozeans als einer der aussichtsreichen Orte im Sonnensystem für außerirdisches Leben. Vor einem halben Jahr präsentierten Wissenschaftler Messdaten von Cassini, denen zufolge im Inneren des Monds Wasserstoff entsteht. Manche Mikroorganismen auf der Erde ernähren sich von dem Gas, es kann aber auch einen geologischen Ursprung haben. Die neue Studie macht deutlich: Sollten sich auf der 500 Kilometer großen Welt tatsächlich Mikroben versteckt halten, haben sie es vermutlich schön warm.
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