Direkt zum Inhalt

News: Ende gut, alles gut

Jeder Forscher kennt die vielleicht bedeutsamste naturgesetzliche Grundlage aller Experimente: Murphy's Law. Trotz aller Vorarbeiten und trotz penibler Planung, immer wieder gibt es unerfindliche Gründe, warum ein Versuch im Desaster endet. Doch was wie ein Misserfolg scheint, erweist sich bisweilen als grandioser Erfolg. So geschehen am Meeresgrund vor Oregon, wo ein teures Messinstrument in einen Lavastrom geriet.
Da verlässt man sich auf ein zigtausend Mark teures und mühsam am Meeresboden installiertes Instrument und dann sowas: Der zu beobachtende Vulkan am Boden des Ozeans bricht aus und lässt seine Lava genau dahin fließen, wo die kostbare Apparatur steht.

Eigentlich hatten Christopher Fox von der National Oceanic & Atmospheric Administration und seine Kollegen vor, den Vulkan Axial zu erkunden, der rund 500 Kilometer vor der Küste des Bundesstaates am Meeresboden liegt. Mit ihrem rumbleometer (to rumble, engl.: poltern) wollten sie möglichst exakte Aufzeichnungen von Meerestiefe, Strömungsverhältnissen und Temperaturen im Umfeld des Vulkans erhalten. Anhand dieser Daten erhofften sich die Forscher Aufschluss darüber, wie sich der Meeresgrund im Vorfeld einer Eruption verformt.

Doch kaum ein viertel Jahr nachdem sie das teure Gerät am Meeresboden verankert hatten, brach der Axial aus. Was an sich nichts Schlimmes war, schließlich ist das zu untersuchende Objekt ja ein aktiver Vulkan. Nicht geplant war jedoch, dass der Lavafluss direkt auf das rumbleometer zufloss.

Es dauerte anderthalb Jahre, bis sich die Ketten des Unterwasser-Roboters ROPOS (Remotely Operated Platform for Ocean Science) um das Instrument legten und es an Bord eines Forschungsschiffes gehievt wurde. Ans Tageslicht gebracht, staunten die Forscher nicht schlecht: Das rumbleometer hatte zwar geschmolzene Beine und ein paar Brandflecken, war ansonsten aber vollkommen in Takt.

Und so entstand die wohl ausführlichste Dokumentation eines untermeerischen Vulkanausbruchs überhaupt. Das rumbleometer hatte das ganze Ereignis minutiös aufgezeichnet.

Zunächst floss demnach eine dünne Lavaschicht über den Meeresgrund und bedeckte eine Fläche von einigen Quadratkilometern. Sie umschloss die Füße des Instruments, und weil die Oberfläche des Lavastroms rasch erstarrte, hatte er das rumbleometer fest im Griff. Binnen der nächsten zwei Stunden blähte sich diese Haut stetig auf, und die Tiefenmesser zeugen davon, dass sich das Instrument in dieser Zeit um ganze drei Meter anhob. Irgendwo riss der Lavastrom schließlich auf und die Blase sank langsam in sich zusammen. Am Ende stand das rumbleometer nur noch rund einen Meter höher als zuvor.

Glück gehabt, denn hätte der Lavastrom das Gerät verschluckt, es wäre für immer verloren gewesen. Beinahe 2000 Grad Celsius heiß war die Lava, und dennoch wurden die Messinstrumente nicht wärmer als 7,5 Grad Celsius - das ist ein Anstieg von weniger als vier Grad! So gut hatte das kalte Meerwasser die Hitze abgeführt.

Kaum ein Projekt hätte besser in die Hose gehen können als dieses. Kein Mensch wäre vermutlich auf die Idee gekommen, eine so teure Ausrüstung absichtlich einem Lavastrom auszusetzen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Und so hätten auch die Forscher selber nicht daran geglaubt, dass ihre Daten so rasch für eine Veröffentlichung im Renommierblatt Nature reichten.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.