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Entscheidungen: Das Bauchgefühl zu ignorieren, hat einen Preis

Wer den Empfehlungen anderer gegen die eigene Intuition folgt, fühlt sich hinterher mieser, sofern sich schlechte Folgen daraus ergeben.
Eine Frau mit blonden Haaren schaut nachdenklich zur Seite. Sie trägt einen hellen Pullover und hat ihre Hand an ihr Kinn gelegt. Der Hintergrund ist dunkel und unscharf, was den Fokus auf ihr Gesicht lenkt.
Bei schwierigen Entscheidungen auf das Bauchgefühl zu vertrauen kann gegen Reue helfen, egal ob die Entscheidung sich als richtig oder falsch herausstellt.

Auch gut gemeinte Empfehlungen stellen sich mitunter als katastrophal heraus, insbesondere wenn man ihnen wider besseres Wissen gefolgt ist. Denn dann darf man das anschließende Schlamassel nicht nur selbst ausbaden, sondern kann sich auch noch über die eigene Vertrauensseligkeit ärgern. Um solche Gefühlslagen zu vermeiden, sollte man am besten gar keinen Empfehlungen mehr vertrauen, die dem eigenen Bauchgefühl zuwiderlaufen. Das legt zumindest eine Studie nahe, die im Fachmagazin »Personality and Social Psychology Bulletin« erschienen ist.

In einer fünfteiligen Versuchsreihe mit insgesamt 3200 Probanden haben die Verhaltenswissenschaftlerinnen Kaitlin Woolley und Sunita Sah von der US-amerikanischen Cornell University getestet, welche psychischen Konsequenzen ungefragte Empfehlungen haben. Dazu ließen sie ihre Versuchsteilnehmer in verschiedenen Experimenten zwischen zwei Lotterien wählen: eine mit hohen Gewinnen und eine mit nur mittelmäßigen. Wenn die Probanden sich ganz allein entscheiden durften, nahmen die meisten an der Lotterie teil, die die attraktiveren Preise versprach. Wiesen die Forscherinnen allerdings darauf hin, dass ein anderer Teilnehmer die weniger lukrative Lotterie empfehlen würde, wählte ein beträchtlicher Teil der Probanden diese Alternative.

Das Ergebnis war für alle gleich enttäuschend, egal an welcher Lotterie sie teilnahmen: Jede und jeder gewann lediglich zehn US-Cent. Aber diejenigen, die der schlechten Empfehlung gefolgt waren, hatten größere Schwierigkeiten, das miese Ergebnis zu verdauen. Sie machten sich größere Vorwürfe als jene, die ihrem Bauchgefühl vertraut hatten.

»Viele glauben, dass sie sich vor Verantwortung und Reue schützen können, wenn sie einfach tun, was jemand anderes ihnen vorschlägt«, sagt Sah in einer Pressemitteilung. »In Wahrheit geschieht genau das Gegenteil. Wir fühlen uns schlechter, weil wir unser Bauchgefühl ignoriert haben.«

Dass eine Entscheidung gegen das Bauchgefühl viel Potenzial für Unzufriedenheit birgt, liegt auch daran, dass sie die Vorstellungskraft anregt. In Befragungen glaubten Teilnehmer, die der Empfehlung gefolgt waren, eher daran, dass sie das magere Ergebnis hätten verhindern können. Dadurch bekamen sie das Gefühl, mehr Verantwortung für den niedrigen Gewinn zu tragen, und machten sich schließlich größere Vorwürfe wegen ihrer Entscheidung.

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  • Quellen
Wooley, K., Sah, S.: Kicking Yourself: Going Against Your Inclinations Leads to Greater Feelings of Control and Culpability. Personality and Social Psychology Bulletin, 2025

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