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Entwaldung: Wie Konsum in Deutschland zur globalen Abholzung beiträgt

Produkte werden importiert, Waldzerstörung exportiert. Während in vielen reichen Ländern die Wälder wieder wachsen, schwinden andernorts die Bäume: pro Kopf fast vier im Jahr.
Palmöl-Plantage in Südostasien

Jeder und jede Deutsche ist im Schnitt für rund 40 verlorene Quadratmeter Wald in Übersee verantwortlich. Abgeholzt wird der wichtige Lebensraum insbesondere in tropischen Gebieten für Importprodukte wie Fleisch, Soja, Kaffee, Schokolade und Palmöl. Aber auch in gemäßigteren Zonen werden zur Holzgewinnung in großem Umfang Bäume geschlagen.

Wie diese Import-Export-Bilanz der Waldzerstörung in diversen Industrieländern ausfällt, haben jetzt Nguyen Tien Hoang und Keiichiro Kanemoto berechnet. Die Autoren vom Research Institute for Humanity and Nature in Kyoto haben dazu hoch aufgelöste Karten zum weltweiten Baumbestand über die Jahre 2001 bis 2015 analysiert und mit detaillierten Daten zu Handelsströmen in Verbindung gebracht.

Laut ihrer Studie im Fachmagazin »Nature Ecology & Evolution« verursachen die G7-Länder im Schnitt einen Verlust von 3,9 Bäumen pro Kopf und Jahr. In Deutschland liegt dieser Wert zwischen zwei und drei. Bei den fünf G7-Ländern Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien liegen 91 bis 99 Prozent der entwaldeten Fläche im Ausland. Im Jahr 2015 entfielen dabei 46 bis 57 Prozent auf die Abholzung von Tropenwäldern.

Die Daten zeigen, dass die Auswirkungen regional stark länderspezifisch sein können. So stellt der Kakaokonsum in Deutschland beispielsweise ein sehr hohes Risiko für die Wälder an der Elfenbeinküste und in Ghana dar, während die Abholzung in der Küstenregion Tansanias mit dem Nahrungsmittelimport nach Japan verbunden ist. Die Autoren zeigen auch, wie sich die Treiber der Waldzerstörung innerhalb der Länder unterscheiden können: Die Entwaldung im zentralen Hochland Vietnams wird hauptsächlich durch den Kaffeekonsum in den USA, in Deutschland und Italien angetrieben; demgegenüber ist die Entwaldung im Norden des Landes größtenteils mit dem Holzexport nach China, Südkorea und Japan verknüpft.

Den höchsten ökologischen Fußabdruck, was Entwaldung anbelangt, haben in der Studie die Länder Kanada, Schweden und Brasilien mit Werten zwischen 120 und 150 Quadratmeter pro Kopf und Jahr. Ausschlaggebend ist hierfür die umfangreiche Entwaldung im eigenen Land. Der Holzeinschlag im Spitzenreiter Schweden sorgt für den Verlust von rund 22 Bäumen pro Kopf und Jahr im eigenen Land. Hinzu kommt, wie etwa im Fall Kanadas, noch eine beträchtliche »Importlast«. Nach Meinung der Autoren dürfte die Entwaldung im Herkunftsland importierter Konsumgüter weiter wachsen, schlicht weil auch die Nachfrage nach diesen Produkten weiter wächst.

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