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Beobachtungsaufruf: Epsilon Aurigae ab August im Minimum

Vermutlicher Aufbau des Systems Epsilon Aurigae | So kann man sich den Aufbau von Epsilon Aurigae vorstellen (nicht maßstabsgetreu). Der Hauptstern ist ein Überriese, der von einem Stern oder Sternsystem umkreist wird, das von einer Scheibe umgeben ist. Befindet sich diese von uns aus gesehen vor dem Hauptstern, so fällt ein Teil seines Lichts durch die zentrale Öffnung der Scheibe. Damit lässt sich das zentrale Maximum in der unten dargestellten Lichtkurve erklären.
Epsilon Aurigae ist ein ungewöhnlicher bedeckungsveränderlicher Stern, der sich bereits mit dem bloßen Auge beobachten lässt. Das Doppelsternsystem ist rund 3000 Lichtjahre von uns entfernt und besteht aus einem Überriesen des Spektraltyps F mit mehr als der zehnfachen Masse unserer Sonne. Er wird von einem Begleiter, dessen Natur noch unbekannt ist, in einer mittleren Distanz von rund 30 Astronomischen Einheiten umrundet, was etwa dem Abstand des äußersten Planeten Neptun zur Sonne entspricht.

Alle 27 Jahre durchläuft Epsilon Aurigae ein Helligkeitsminimum. Dann sinkt die durchschnittliche Helligkeit des Doppelsterns von einem Mittelwert von rund 3 mag innerhalb von 200 Tagen auf 4,7 mag ab, halbiert sich also. Die Gesamtdauer der Bedeckung von Epsilon einschließlich Ein- und Austritt beträgt 790 Tage, die Mitte der Minimumsphase wird im August 2010 erreicht. Das letzte Minimum von Epsilon Aurigae wurde in den Jahren 1982 bis 1984 beobachtet. Am 20. Juli 2009 zeigten sich in Spektren von Epsilon Aurigae neue Absorptionslinien, die auf den Beginn der Bedeckung hinweisen.

Die Position von Epsilon Aurigae am Nachthimmel | Die Himmelskarte zeigt die Position des Doppelsternsystems Epsilon Aurigae (Koordinaten: 5h1m58.1s, 43°49′24″). Das Bild entspricht dem Morgenhimmel im Juli gegen 4 Uhr MESZ bei Blickrichtung Nord-Ost. Der Fuhrmann (Aurigae) steht noch knapp über dem Horizont. Achtung: Die Planeten Venus und Mars verändern ihre Position von Tag zu Tag!
Sie finden Epsilon Aurigae recht leicht, in dem Sie vom Hauptstern Kapella etwa vier Grad in südwestlicher Richtung schwenken. Mit seiner Grundhelligkeit von 3 mag ist Epsilon gut mit dem bloßen Auge zu sichten. Südlich von ihm liegen dicht beieinander die Sterne Eta Aurigae (3,2 mag) und Zeta Aurigae (3,8 mag). Allerdings müssen sie zur Beobachtung des Fuhrmanns recht früh aufstehen, denn er lässt sich ab August ab etwa 3 Uhr MESZ gut beobachten.

Nach bisherigem Wissenssstand ist der Begleiter von Epsilon Aurigae eine inhomogene kühle Scheibe aus Gas und Staub. Möglicherweise befindet sich in ihrem Zentrum ein Loch, in dem sich ein oder mehrere heiße Objekte aufhalten. Das Loch zeigt sich in einem Anstieg der Gesamthelligkeit von Epsilon Aurigae zur Mitte der Minimumszeit. Bei den heißen Objekten im Zentrum der Scheibe könnte es sich um einen massereichen Stern oder einen sehr engen Doppelstern handeln.

Schon mit einfachem Gerät wie einer handelsüblichen Digitalkamera lassen sich wertvolle Erkenntnisse über den Helligkeitsverlauf dieses Ereignisses gewinnen. Detaillierte Informationen hierzu finden sich auf den Webseiten der Bundesdeutschen Arbeitgemeinschaft für Veränderliche Sterne (BAV) und der American Association for Variable Star Observers (AAVSO). Eine sehr detaillierte Beschreibung des Aufbaus des Systems von Epsilon Aurigae, seiner Beobachtungsgeschichte und Tipps zur Beobachtung gibt Jan Hattenbach in seinem KOSMOlog Himmelslichter.

Red.

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