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Gesellschaft: Erben verschärft soziale Ungleichheit

Die Sukuma in Tansania
Erlaubt eine Gemeinschaft die Vererbung von Besitztümern an die Nachfahren, bilden sich zwangsläufig soziale Unterschiede heraus. Zu diesem Schluss kommen Forscher nach der Analyse von 21 historischen und noch existierenden Kleingesellschaften. Betroffen von dem Automatismus seien allerdings hauptsächlich Gemeinschaften, in denen persönlicher Wohlstand von materiellen Gütern abhängt.

Das Team um die Anthropologin Monique Borgerhoff Mulder von der University of California in Davis entwickelte diese These anhand einer Kombination aus statistischer Modellierung und Feldforschung an zahlreichen Naturvölkern und kleinen, Ackerbau oder Gartenwirtschaft betreibenden Gesellschaften. Im Fokus stand dabei, wie sich die Wirtschaftsweise eines Volkes in der Reichtumsverteilung niederschlagen würde. Aus Mangel an Daten konnten sich Wissenschaftler bei entsprechenden Untersuchungen bisher nur auf moderne westliche Gesellschaften stützen, bei denen allerdings das Eingreifen des Staates den zugrunde liegenden Mechanismus überdeckt.

Erwartungsgemäß war der Vererbungseffekt besonders stark spürbar, wo das Wohlergehen des Einzelnen von materiellem Besitz, wie Vieh oder Land, abhängig war. Entschieden dagegen eher persönliche oder soziale Faktoren, wie Geschicklichkeit bei der Jagd oder gesellschaftliche Verbindungen, blieb der Reichtum eher gleich verteilt. Laut den Forschern vererben sich solche individuellen Faktoren in Form von Bildung und Erziehung, auf genetischem Weg sowie durch die Weitergabe von Standesunterschieden.

Wohlstand, der von materiellen Gütern abhängt, könne immer zufällig auftretenden Katastrophen zum Opfer fallen, so die Wissenschaftler. Durch Vererbung werde jeder Verlust in die nächsten Generationen weitergetragen. (jd)

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  • Quellen
Borgerhoff Mulder, M. et al.: Intergenerational Wealth Transmission and the Dynamics of Inequality in Small-Scale Societies. In: Science 326, S. 682–688, 2009.

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