Erderwärmung: Clownfische schrumpfen, um Hitze zu trotzen

Clownfische schrumpfen bei Hitzewellen, wie ein britisch-amerikanisches Forschungsteam nachgewiesen hat. Die Korallenfische werden dabei nicht einfach stressbedingt leichter, sondern insgesamt um einige Millimeter kürzer. Ihre Überlebenswahrscheinlichkeit steigt insbesondere, wenn sie im Duett mit ihrem Brutpartner schrumpfen. Die Prozesse könnten eine Erklärung für die verminderte Fischgröße in den zunehmend vom Klimawandel betroffenen Weltmeeren sein, heißt es in der Studie, die nun in »Science Advances« erschien ist.
Echte Clownfische (Amphiprion percula) leben in Korallenriffen des Indopazifiks im Schutz von Seeanemonen. Sie bilden soziale Gruppen mit einem Brutpaar und untergeordneten, nichtbrütenden Artgenossen. Das Brutpaar besteht aus einem dominanten Weibchen und einem subdominanten Männchen. Die Körpergröße des Weibchens richtet sich nach der Größe seines Seeanemonen-Wirts, das Männchen ist entsprechend kleiner. Innerhalb der Gruppe bleiben die Größenrelationen und somit die hierarchische Ordnung konstant. Dies vermeidet Konflikte und damit einhergehende Todesfälle.
Wie genau Umwelt- und Sozialbedingungen zusammenwirken und das Wachstum der Fische beeinflussen, haben Melissa Versteeg von der Newcastle University und ihre Kollegen untersucht. Hierzu maßen sie während einer Hitzewelle regelmäßig die Körperlänge von 67 wild lebenden Clownfisch-Paaren aus der Kimbe Bay im Inselstaat Papua-Neuguinea. Zusätzlich prüften sie während der fünf Monate alle vier bis sechs Tage die Wassertemperatur.
Die Temperaturen in der Bucht überschritten während des Versuchszeitraums den Durchschnitt um etwa vier Grad Celsius. 100 der 134 Fische schrumpften vorübergehend um einige Millimeter. Ihre Überlebenswahrscheinlichkeit lag um ganze 78 Prozent höher als die jener Tiere, die sich nicht angepasst hatten. Clownfische verringern ihre Körperlänge also, um Hitzestress besser zu überstehen, resümieren die Forschenden. Am besten gelang dies, wenn Männchen und Weibchen eines Paars gleichermaßen kleiner wurden, wie die Daten zeigten.
»Es geht nicht nur darum, dass sie unter Stressbedingungen dünner werden, sondern die Fische werden tatsächlich kleiner. Wir wissen noch nicht genau, wie sie das machen, aber wir wissen, dass einige andere Tiere das auch können«, sagt Erstautorin Melissa Versteeg in einer Pressemitteilung. Hierzu gehören etwa Meerechsen, die als Reaktion auf erhöhte Wassertemperaturen ihre Körpergröße reduzieren. Solche Veränderungen ermöglichen es standortgebundenen Tieren, ihren Stoffwechselbedarf an äußere Bedingungen anzupassen. In wärmerem Wasser ist die Stoffwechselrate und somit der Sauerstoffbedarf erhöht. Gleichzeitig ist im warmen Wasser weniger Sauerstoff gelöst. Eine geringere Körpergröße ist in dem Fall von Vorteil. Der genaue Mechanismus ist nicht klar, möglicherweise spielen Schilddrüsenhormone eine Rolle, die bei Fischen negativ mit Hitzestress korrelieren und das Wachstum regulieren.
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