Erdgeschichte: Wie die Brutstätten der Diamanten entstanden
Dass es in Deutschland keine Diamantvorkommen gibt, hat einen einfachen Grund: Der Boden unter unseren Füßen ist zu jung. Abbauwürdige Mengen der Edelsteine findet man nur in den ältesten Kernen der Kontinente: Südafrika, Russland oder Kanada zum Beispiel. Unter diesen befinden sich uralte, als Mantelkiele bezeichnete Strukturen, die in große Tiefen hinabreichen und besonders in Tiefen ab 150 Kilometern große Mengen Diamanten enthalten. Diese bildeten sich vor mehr als anderthalb Milliarden Jahren, und sie zeigen, dass die Erde einst ganz anders funktionierte als heute. Denn derartige Strukturen entstehen schon seit Urzeiten nicht mehr neu.
Eine Arbeitsgruppe um Alexei Pertschuk von der Lomonossow-Universität in Moskau stellt nun ein neues Modell vor, wie diese bis zu 350 Kilometer dicken, kalten und diamantreichen Strukturen entstanden. Demnach bildeten sie sich aus den Unterstrukturen der ersten Erdplatten, die von der Oberfläche zurück in den Erdmantel sanken. Wie die Arbeitsgruppe in »Nature« schreibt, basiert das Modell darauf, dass der Erdmantel damals heißer war als heute. Das hatte zwei wichtige Folgen. Zum einen enthielten die feste Erdkruste und der darunter haftende lithosphärische Mantel viel weniger schmelzbare Bestandteile, und zum anderen waren diese beiden Komponenten der festen Oberfläche selbst heißer und weicher.
Nach Ansicht von Pertschuk und seinem Team führte das dazu, dass sich ihre Wege trennten, wenn eine Platte unter die andere abtauchte. Während heute die gesamte Platte im Erdmantel verschwindet, war damals der untere Teil zu leicht, um abzusinken, und weich genug, um sich von der kühleren, absinkenden Kruste zu lösen. Das Ergebnis: Dort, wo die frühesten Platten in die Tiefe abknickten, sammelte sich ein Klumpen Mantelmaterial, aus dem alle schweren Bestandteile herausgekocht waren.
Traf schließlich ein Proto-Kontinent auf den Abknickpunkt, kam der Prozess zum Stillstand, und das leichte, heiße Mantelmaterial schweißte sich von unten an diesen Krustenbereich an und kühlt seither langsam ab. Es reicht so tief in die Erde hinein, dass bei den enormen Drücken in seinem untersten Bereich gigantische Mengen Diamanten entstanden. Allerdings sind die Edelsteine in für uns unerreichbaren Tiefen gefangen. An die Oberfläche gelangen sie nur unter extremen Bedingungen – zum Beispiel, wenn ein gigantischer Vulkanausbruch Mantelkiel und Kruste durchschlägt und einen Kimberlitschlot bildet.
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