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News: Erdmagnetfeld vor der Wende?

Noch zeigt die rote Kompassnadel nach Norden, aber neue Messungen deuten auf eine Änderung hin: Das Erdmagnetfeld scheint sich gerade umzupolen. Kein Grund jedoch, übereilt den Kompass wegzuwerfen, denn wenn sich die Richtung tatsächlichen drehen sollte, dann wird das vermutlich einige tausend Jahre dauern.
Auch wenn aus dieser Zeit menschliche Aufzeichnungen fehlen, so weiß man doch, dass das Erdmagnetfeld in den Jahrmillionen der Erdgeschichte häufiger seine Polarität änderte: Nord wurde zu Süd und Süd zu Nord. Derartige Umpolungen sind bezeugt in Mineralien, die zur Zeit ihrer Kristallisation jeweils die aktuelle Feldrichtung aufgeprägt bekamen und sie so bis heute konservierten.

Wenig ist allerdings zur Ursache dieser Wechsel bekannt. Forscher vermuten schon seit einigen Jahren, dass Strömungen flüssigen Eisens, das sich mit etwa einem Meter pro Sekunde im äußeren Erdkern bewegt, das Magnetfeld aufbauen. Weiterhin deuteten Computersimulationen auf die Entstehung von Wirbeln in diesen Strömungen hin, die gerade so gerichtet sind, dass sie das Magnetfeld schwächen. Sie könnten dann auch die Polumkehr einleiten.

Nun scheinen Satellitenaufnahmen tatsächlich die Existenz dieser Wirbel zu bestätigen. Indem Gauthier Hulot und seine Kollegen vom Institut de Physique du Globe de Paris die Stärke und Orientierung von Magnetfeldern verglichen, die zwei Satelliten in den Jahren 1980 und 2000 vermaßen, konnten sie die Strömungen flüssigen Eisens, die das Dipolfeld hervorrufen, sichtbar machen. Das Team beschreibt so in seiner Arbeit unter anderem riesige Windungen an der Spitze von Afrika, wo sich das Magnetfeld scheinbar schon umgekehrt hat.

Hulot vermutet, dass hier die Wirbel des flüssigen Eisens genau in die Richtung drehen, die das entgegengesetzte Magnetfeld stärken. In dem Maße, wie dann die Wirbel wachsen und sich vermehren, schwächen sie das Hauptfeld. Dies könnte laut Hulot auch erklären, warum das Dipolfeld in den letzten 150 Jahren zusehends schwächer geworden ist. Gegenwärtig befinden wir uns beispielsweise in einer Phase, in der sich die Stärke des Erdmagnetfelds jährlich um etwa 0,7 Prozent verringert. Wenn sich diese Tendenz fortsetzt – was längst nicht sicher ist – dann könnte die momentane Situation der erste Schritt zu einer neuen Polung des Magnetfeld sein.

Zwar freuen sich Geophysiker darüber, dass sie nun ihre Computermodelle bestätigt sehen, wie Peter Olson von der Johns Hopkins University in Baltimore sagt, doch gemahnt er auch zur Vorsicht: Denn das Magnetfeld hat in der Vergangenheit bereits einen sehr wankelmütigen Charakter gezeigt. So könnte sich der Trend zur Umpolung selbst in einiger Zeit wieder umkehren. Und alles bleibt wie gehabt.

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