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News: Erfolge mit Melanom-Impfstoffen

Langsam bewegen sich Wissenschaftler mit unterschiedlichen Methoden auf Therapien des "Schwarzen Hautkrebs" mittels Impfstoffen zu. Modifizierte Proteine oder auf Tumore trainierte Zellen veranlassen das Immunsystem, gegen den Krebs anzukämpfen.
Der US-Pionier Steven Rosenberg vom National Cancer Institute sowie Dirk Schadendorf vom Klinikum in Mannheim veröffentlichen in der März-Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift Nature Medicine positive Resultate in der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittener Melanom-Erkrankung. Sie brachten bei einem Teil der Kranken die Tumoren zum Schrumpfen, in zwei Fällen sogar zum Verschwinden.

Steven Rosenberg hat schon vor Jahren versucht, Melanom-Patienten durch die Gabe von des Immunbotenstoffs Interleukin-2 zu behandeln. Damals traten jedoch durch die hohe Dosierung der Substanz schwerste Nebenwirkungen auf.

In der neuen Studie wurde als Impfstoff ein modifiziertes Protein von Melanom-Zellen – Glykoprotein 100 (gp100) – als Substanz verwendet, um nach der Impfung eine Immunreaktion gegen die Krebsgeschwulst hervorzurufen. Das synthetisch hergestellte Protein wurde so "konstruiert", daß es besonders stark eine Abwehrreaktion durch zelltötende Lymphozyten (CTL) hervorrief.

Die 31 behandelten Patienten hatten alle an Melanomen im fortgeschrittenen Stadium samt Metastasen gelitten. Hier sind die Langzeit-Überlebensraten gering, während bei einer Operatiom im Frühstadium (Tumordicke weniger als 0,75 Millimeter) mehr als 80 Prozent der Patienten geheilt werden können. Mit dem Impfstoff und IL-2 konnten Rosenberg und sein Team bei 42 Prozent der Patienten, die diese Behandlung erhielten, ein Schrumpfen des Tumors herbeiführen. Mit Interleukin-2 allein gelang das nur bei 17 Prozent.

Eine andere und eventuell noch raffiniertere Methode testeten Dirk Schadendorf von der Universität Heidelberg, Klinikum Mannheim, und seine Co-Autoren an 16 Patienten. Sie verwendeten ein Vakzin aus "dendritischen Zellen", die von den Schwerkranken mit zumindest noch einer Lebenserwartung von drei Monaten gewonnen worden waren.

Der Hintergrund: Dendritische Zellen ergreifen in der Haut mit ihren "Tentakeln" eindringende fremde Substanzen, wandern damit in die nächsten Lymphknoten und präsentieren sie dann ideal dem Immunsystem, damit es eine Awehrreaktion entwickelt. Schadendorf und sein Team beluden im Labor die von den Patienten aus dem Blut geholten dendritischen Zellen mit einem Cocktail von Melanom-Bestandteilen und injizierten sie dann direkt in Lymphknoten der Patienten.

Die Kranken bekamen zunächst viermal eine solche Impfung innerhalb von einem Monat, die fünfte Immunisierung nach weiteren zwei Wochen. Dann wurde die Immunisierung jeden Monat bis zu einer Gesamtzahl von zehn solcher Prozeduren durchgeführt.

Das Ergebnis: Bei 31 Prozent der Patienten kam es objektiv zu einem Schrumpfen des Melanoms. Bei zwei von ihnen verschwand das Melanom überhaupt – und trat auch innerhalb eines Jahres nicht wieder auf.

Die an sich positiven Ergebnisse sind aber noch keinesfalls der Beweis für eine Wirksamkeit der Melanom-Vakzine. Dazu ist die Zahl der in die Studien aufgenommenen Patienten viel zu gering. Außerdem muß erst geklärt werden, welche Art der Immunisierung der beste ist. Es handelt sich bei beiden Studien erst um anfängliche Versuche. Die Ergebnisse einer Untersuchung mit einem in Wien produzierten Melanom-Impfstoff wurden bisher noch nicht veröffentlicht.

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