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News: Erfolgreiche Vollzeit-Retorte

Von der ursprünglichsten Form einer Eizelle bis zum Embryo - diese ganze Entwicklung haben Mauszellen außerhalb des Mutterleibs durchlaufen.
Wenn ein Mädchen auf die Welt kommt, trägt es seine eigene mögliche Kinderschar bereits in sich. Denn obwohl noch viele komplizierte Schritte vor dem kleinen Wesen liegen, so ist eine Entwicklung bereits abgeschlossen: die Anlage der Eizellen. Sie warten nun in den Eierstöcken auf den richtigen Zeitpunkt, weiter heranzureifen. Ab der Pubertät bringt dann jeweils eine einzige Vertreterin die meiotische oder Reifeteilung hinter sich, bei der sich der Chromosomensatz halbiert, und macht sich letztendlich auf den Weg, vielleicht den Grundstein für neues Leben zu legen.

Damit ist eine reife Eizelle die seltenste Zelle im Körper, wie Roger Gosden von der Eastern Virginia Medical School in Norfolk unterstreicht. Das umfangreiche Reservoir an unreifen Vorläufern konnten sich Forscher jedoch bisher nicht erschließen, denn die meisten Ansätze, diese Zellen außerhalb des Eierstockes in Nährmedien heranreifen zu lassen, schlugen fehl oder brachten nur geringe Ausbeute.

Izuho Hatada von der Gunma University in Japan und seine Kollegen waren nun jedoch erfolgreicher. Sie entnahmen 12,5 Tage alten Mausföten die Eierstöcke und kultivierten sie in einer Nährstofflösung. Nach 17 Tagen konnten sie aus dem Gewebe zahlreiche Sekundärfollikel isolieren und diese weitere elf Tage päppeln. Die ganze Zeit überwachten die Forscher, ob in den Zellen Gene in denselben Mustern an- oder ausgeschaltet werden wie das im Mutterleib der Fall ist. Und tatsächlich entwickelten sich die Eizellen in ihrer künstlichen Umgebung ganz normal.

Nach diesen 28 Tagen war es dann so weit: Das Erbgut der Eizellen war reif für die Befruchtung – aber ihre Zellumgebung offensichtlich noch nicht. Denn keine der Eizellen absolvierte erfolgreich die erste Meiose, durch die sich die Chromosomenzahl halbiert. Erst als die Forscher die DNA in entkernte Eizellen erwachsener Mäuse überführten, klappte auch der letzte Schritt: Mittels künstlicher Befruchtung erzeugten die Wissenschaftler 72 Embryonen, von denen letztendlich 16 in Ersatzmüttern zu gesunden Mäusekindern heranwuchsen.

Schon bei der Geburt kaum von den natürlich entstandenen Artgenossen zu unterscheiden, machte der Nachwuchs aus der Vollzeit-Retorte auch später seinen Weg: Nach der Pubertät erwiesen sich die Tiere als gesund und fruchtbar, ohne die von anderen geklonten Tieren bekannten Probleme wie frühzeitige Alterserscheinungen aufzuweisen.

Die Versuche an den Mäusen könnten für manche Menschen eine ganz besondere Bedeutung erlangen. Denn sie wecken die Hoffnung, dass Frauen, die sich einer Strahlen- oder Chemotherapie unterziehen müssen, ihren Kinderwunsch nicht endgültig begraben müssen – sollte es gelingen, auch menschliche Eierstöcke derart hegen zu können.

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