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Erholung: Und Urlaub wirkt doch!

Ferien tun gut? Forschende waren sich da bislang gar nicht so sicher. Eine neue Überblicksarbeit zeigt aber, wie stark Auszeiten vom Job das Wohlbefinden steigern – und was genau einen Urlaub erholsam macht.
Zwei Personen sitzen in gestreiften Liegestühlen am Strand. Der linke Stuhl hat rote, der rechte blaue Streifen. Beide Personen heben ihre Arme und Beine in die Luft, während sie sich entspannen. Der Himmel ist klar und blau. Im Hintergrund ist das Meer zu sehen.
Gibt ein Strandurlaub verlorene Energie zurück?

Die Berufswelt hat sich verändert. So ist die Arbeitszeit dank Homeoffice und mobilem Arbeiten fragmentierter als früher, die Grenzen zum Privatleben verschwimmen. Viele Beschäftigte haben zudem immer mehr Meetings und klagen über höheren Zeitdruck. Fachleute befürchten, dass sich dies langfristig negativ auf die Gesundheit von Berufstätigen auswirkt. Umso wichtiger sind Auszeiten vom Job, meint ein Team um den Psychologen Ryan Grant von der University of Georgia, und hat sich in einer 2025 erschienen Metaanalyse angeschaut, ob und wann Urlaub das Wohlbefinden positiv beeinflusst.

Auch wenn Menschen sich intuitiv sicher sind, dass Urlaub ihnen guttut, waren wissenschaftliche Studien dazu bisher ernüchternd. Laut einer einflussreichen Metaanalyse aus dem Jahr 2009 etwa haben Urlaube nicht nur eher geringe Effekte auf das Wohlbefinden – die Wirkung verpuffe nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz auch schnell wieder.

Das Team um Grant wollte es genauer wissen und dabei die vielen seitdem erschienenen Studien in seine aktuelle Überblicksarbeit einschließen. Zudem nutzten die Forschenden eine neuere Auswertungsmethode, um die Effekte zusammenzufassen, die in den einzelnen Untersuchungen gefunden worden waren. Insgesamt analysierten sie 32 Studien, in denen die Wirkung von Urlauben auf das Wohlbefinden gemessen wurde.

Die Ergebnisse zeigen einen viel stärkeren Urlaubseffekt als bisher bekannt: Das seelische Wohlbefinden steigt demnach während der Ferien erheblich an. Zwar sinkt die Laune nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz tatsächlich wieder; dieser »Fade-out-Effekt« scheint aber deutlich kleiner zu sein als bislang angenommen. Grant und Kollegen verdeutlichen das anhand konkreter Zahlen: Messe man das Wohlbefinden auf einer 5-Punkte-Skala, steige ein Alltagswert von 2,93 während des Urlaubs im Schnitt auf 3,69. Nach der Rückkehr ins normale Leben sinke der Wert zunächst auf 3,24, aber nach 21 Tagen liege er immer noch über dem Ausgangswert. Bis dieser wieder erreicht sei, vergingen rechnerisch rund 43 Tage.

Die Forschenden untersuchten auch, welche Faktoren den Urlaubseffekt beeinflussen. So war die Erholung bei längeren Urlauben stärker – sie fiel allerdings nach der Rückkehr zur Arbeit steiler wieder ab. Die wirksamsten Ferien waren jene, in denen die Urlauberinnen und Urlauber körperlich aktiv waren. Gesellige Aktivitäten zeigten einen moderaten Effekt, während passiv verbrachte Auszeiten keine signifikante Wirkung hatten. Als überaus wichtig erwies sich zudem das mentale Abschalten von der Arbeit.

Bisherige wissenschaftliche Analysen, nach denen Urlaub nur geringe Auswirkungen hat und diese schnell wieder abklingen, seien offenbar verfrüht gewesen, stellt das Team um Grant fest. Speziell mit Blick auf die USA heben die Forschenden hervor, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten möglichst viel Urlaub gewähren sollten – und zwar ohne negative Folgen, wenn sie den Urlaub dann auch tatsächlich nehmen.

  • Quellen
Journal of Applied Psychology 10.1037/apl0001262, 2025

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