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News: Erkenntnisse mit Eismann-Technik

Die in der Universitätsklinik Innsbruck entwickelte Technik zur Rekonstruktion von „Ötzis“ Schädel aus Kunstharz wurde in Zusammenarbeit mit Horst Seidler, Professor an der Universität Wien, zur Rekonstruktion berühmter Schädel aus der frühen Menschheitsgeschichte eingesetzt. Bisher konnten fossile Schädel nur nach ihrer äußeren Morphologie beurteilt werden.
In der Abteilung Radiologie II der Universitätsklinik Innsbruck war unter der Leitung von Prof. Dieter zur Nedden der Schädel „Ötzis“ nachgebildet worden.

Nach Angaben von Seidler und zur Nedden werden bei der stereolithographischen Rekonstruktion aus den Daten, die über computertomographische Aufnahmen gewonnen wurden, mit Hilfe eines transparenten Kunststoffs dreidimensionale Kopien von Schädeln angefertigt. Detailgetreu können dabei alle Einzelheiten im Inneren des Schädels und auch im Inneren des Knochens selbst sichtbar gemacht werden. Bisher versteckte Strukturen werden der Betrachtung und morphologischen Beurteilung zugänglich.

Als erstes wurde der Schädel des Menschen von Petralona nachgebildet, der nach Angaben der Experten wie kaum ein anderer in Europa Evolutionsgeschichte schrieb. Der Schädel aus dem mittleren Pleistozän, der etwa 200.000 Jahre alt sein dürfte, war 1960 in der Höhle von Petralona nahe Thessaloniki gefunden worden. Seit seiner Entdeckung wurde er unterschiedlich klassifiziert, vom Homo erectus über den Neandertaler bis zum archaischen Homo sapiens.

Aufgrund des stereolithographischen Modells wurde entdeckt, daß dieser Schädel und sein ebenfalls nachgebildeter afrikanischer „Bruder“, der Schädel von Broken Hill in Simbabwe, keine Vertreter des archaischen Homo sapiens, sondern eine Zwischenstufe sind. Neue Erkenntnisse der Hominidenentwicklung sind auch durch die laufende Rekonstruktion weiterer Schädel der frühen Menschheitsgeschichte zu erwarten.

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