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Ernährung: Nur ein Land weltweit kann sich selbst mit Lebensmitteln versorgen

Um die Ernährungsbedürfnisse ihrer Bevölkerung zu decken, sind die meisten Staaten auf den globalen Handel angewiesen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Eine Frau mit einem traditionellen Strohhut sitzt auf einem Boot auf einem schwimmenden Markt. Um sie herum sind Boote mit einer Vielzahl von frischen Früchten und Gemüse beladen, darunter Wassermelonen, Ananas, Karotten, Tomaten, Kartoffeln und Kürbisse. Die Szene zeigt die lebendige und farbenfrohe Atmosphäre eines asiatischen Marktes auf dem Wasser.
Egal wie der Markt am Ende aussieht: Was von den Händlern aus Booten heraus oder an Ständen verkauft wird, stammt aus der ganzen Welt.

Ein Leben ohne Bananen, Thunfisch, Reis oder Pistazien lässt sich heutzutage nur noch schwer vorstellen. Zu sehr hat man sich an globale Lieferketten und einen internationalen Lebensmittelhandel gewöhnt. Andererseits gibt sich die Weltpolitik derzeit nicht besonders kooperativ. Welche Länder könnten sich also im Notfall wirklich vollkommen unabhängig ernähren? Laut einer Forschungsgruppe der Universitäten Göttingen und Edinburgh nur ein einziges: Guyana.

Die Fachleute werteten Daten zur Lebensmittelproduktion aus 186 Ländern aus. Die Ergebnisse zeigen, dass sich nur das recht kleine Land im Norden Südamerikas in allen sieben untersuchten Lebensmittelgruppen vollständig selbst versorgen kann. Die Wissenschaftler unterschieden in ihrer Analyse zwischen Obst, Gemüse, Milchprodukten, Fisch, Fleisch, pflanzlichem Eiweiß und stärkehaltigen Grundnahrungsmitteln. Auf den Plätzen zwei und drei folgen China und Vietnam, die in sechs der sieben Kategorien genug Nahrungsmittel produzieren, um den Bedarf ihrer Bevölkerungen zu decken. Sechs Länder – Afghanistan, die Vereinigten Arabischen Emirate, Irak, Macau, Katar und Jemen – können die Selbstversorgungsquote in keiner der Lebensmittelgruppen erfüllen. Im Schnitt gelingt nur einem von sieben Ländern weltweit die Selbstversorgung mit fünf oder mehr wichtigen Lebensmittelgruppen.

Große Unterschiede gibt es beispielsweise bei Fleisch und Milchprodukten: Während etliche europäische Länder mehr produzieren, als sie brauchen, ist die einheimische Produktion in afrikanischen Ländern sehr gering. Die Demokratische Republik Kongo etwa deckt nur rund 15 Prozent des nationalen Fleischbedarfs selbst ab. Bei pflanzlichen Proteinen, wie sie etwa in Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen enthalten sind, zeigt die Analyse weltweit Defizite: Weniger als die Hälfte der Länder decken den heimischen Bedarf. Und nur ein Viertel aller Länder baut ausreichend Gemüse für die eigene Bevölkerung an. Auch Deutschland schafft lediglich drei der sieben Kategorien: Fleisch, Milchprodukte und stärkehaltige Grundnahrungsmittel.

Um die Lücken zu schließen und die Ernährungsbedürfnisse ihrer Bevölkerung zu decken, seien die meisten Länder auf den globalen Handel angewiesen, sagte Jonas Stehl, Doktorand an der Universität Göttingen und Erstautor der Studie, laut einer Pressemitteilung. »Der internationale Lebensmittelhandel und die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg sind für eine gesunde und nachhaltige Ernährung unerlässlich. Die starke Abhängigkeit von Importen aus einzelnen Ländern kann die Länder jedoch verwundbar machen.«

Allerdings sei ein geringer Selbstversorgungsgrad nicht per se schlecht, sagte er gegenüber dem britischen Fernsehsender BBC. »Meist gibt es triftige Gründe, warum ein Land nicht den Großteil der benötigten Lebensmittel selbst produziert.« So könne es etwa sein, dass es mancherorts nicht genügend regnet, die Bodenqualität schlecht ist oder die Temperaturen nicht ausreichend stabil sind, um genügend Lebensmittel für die eigene Bevölkerung anzubauen. »Widerstandsfähige Lebensmittelversorgungsketten aufzubauen, ist für die Gewährleistung der öffentlichen Gesundheit unerlässlich.«

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  • Quellen
Nature Food 10.1038/s43016–025–01173–4, 2025

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