Essen und Gehirn: Welche Diäten bei Migräne helfen können

Bestimmte Diäten können die Häufigkeit und die Schwere von Migräneanfällen verringern, darauf deutet eine Übersichtsarbeit von Wissenschaftlern um Alberto Roldán-Ruiz hin. Das Team von der Universidad Francisco de Vitoria in Madrid hat in seinem Review alle zuvor veröffentlichten Studien gesichtet, die Ernährungsumstellungen bei Personen mit Migräne untersucht hatten.
Acht randomisierte klinische Studien mit insgesamt mehr als 700 Patientinnen und Patienten erfüllten die von den Fachleuten aufgestellten Qualitätskriterien. Drei davon hatten die so genannte ketogene Diät untersucht. Diese setzt auf wenig Kohlenhydrate, aber viel Eiweiß und Fett, etwa aus Fleisch oder Fisch. Der Körper deckt seinen Energiebedarf also nicht aus Glukose, sondern vorrangig aus Fett und aus Abbauprodukten des Fettstoffwechsels, den so genannten Ketonkörpern. Zwei Untersuchungen nahmen die DASH-Diät unter die Lupe und drei weitere andere Ernährungsstrategien wie eine fettarme vegane Diät. Die DASH-Diät wurde speziell für Menschen mit Bluthochdruck entwickelt. Viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte stehen dabei auf dem Speiseplan, rotes Fleisch, Süßes und gesättigte Fettsäuren gilt es zu vermeiden.
Die Wissenschaftler fanden deutliche Hinweise dafür, dass sowohl die ketogene als auch die DASH-Diät die Häufigkeit von Migräneanfällen reduzieren kann. Letztere senkte auch das Körpergewicht und den Schweregrad der Migräne. Ob die Behandlung auch die Lebensqualität der Patienten verbesserte, war weniger eindeutig. Für den Effekt der weiteren Diäten gab es ebenfalls keine sicheren Belege.
»Die DASH-Diät und die ketogene Diät sind die am umfassendsten erforschten Ernährungsstrategien, die bei der Behandlung von Migräne von Nutzen sein könnten«, schreiben die Forscher. Beide Ansätze unterscheiden sich allerdings deutlich voneinander. Gemein ist ihnen, dass sie auf wenig Zucker setzen. Allerdings ist die ketogene Diät auf Grund ihrer einseitigen, fettreichen Ernährungsweise nicht über längere Zeit zu empfehlen.
Entzündungen lindern
Welche Ernährung Patientinnen und Patienten mit Migräne langfristig helfen kann und über welche Prozesse der positive Effekt zu Stande kommt, ist Gegenstand weiterer Forschung. Pflanzliche Lebensmittel, wie sie bei der DASH-Diät auf dem Speiseplan stehen, enthalten Verbindungen wie Polyphenole und Karotinoide mit antioxidativen Eigenschaften. Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an solchen Stoffen wurde bereits in der Vergangenheit mit weniger schweren Migränesymptomen in Verbindung gebracht.
Im Gegensatz dazu steht eine Ernährung mit vielen Fertigprodukten, die reich an Zucker, gesättigten Fettsäuren und Salz ist, im Verdacht, leichte chronische Entzündungen auszulösen. Entzündliche Prozesse im Gehirn werden als ein potenzieller Mechanismus bei der Entstehung der Migräne diskutiert. Auch könne der blutdrucksenkende Effekt der DASH-Diät zur Linderung der Migräne beitragen, schreiben die Autoren. Was den Effekt der Keto-Diät anbelangt, kann das Team ebenfalls nur spekulieren. So gebe es Hinweise auf einen gestörten Glukose-Metabolismus bei Migräne. Im Falle der ketogenen Ernährung könne das Gehirn dann auf die Ketonkörper als alternative Energiequelle zurückgreifen.
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