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Impfen: Erneut bestätigt: Kein Zusammenhang zwischen Impfung und Autismus

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Impfen Autismus auslösen könne. Nun zeigt eine große Studie erneut: Das stimmt nicht und gehört ins Reich der Märchen.
Masernvirus

Seit Jahren hält sich das Gerücht, der Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) könne Autismus auslösen. Es geht zurück auf eine 1998 veröffentlichte Studie, die ein entsprechend erhöhtes Risiko durch die Impfungen nahelegte. Doch 2010 wurde diese Veröffentlichung vom verantwortlichen Journal "The Lancet" wegen offenkundiger Fehler, "unethischer Forschungsmethoden" und einer "unverantwortlichen Darstellung der Ergebnisse" zurückgezogen. Nun bestätigt eine neue, groß angelegte Untersuchung, dass der gängige MMR-Impfstoff das Risiko für Autismus definitiv nicht erhöht, wie Forscher um Anjali Jain von der Lewin Group in Falls Church in "Jama" berichten. Die Mediziner hatten einen 95 000 Kinder umfassenden Datensatz nach entsprechenden Korrelationen durchforstet: Darin wurde die gesundheitliche Entwicklung der Kinder von der Geburt bis zum Alter von fünf Jahren dokumentiert. Mehr als 80 Prozent der Kinder waren insgesamt gegen MMR geimpft, bei Kindern, die ältere autistische Geschwister hatten, lag die Quote im Mittel bei 73 Prozent. Bei rund 1000 Kindern war Autismus diagnostiziert worden.

Wie zu erwarten, lag das Risiko für eine autistische Entwicklungsstörung bei Geschwisterkindern mit Autismus in der Familie mit 6,9 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe, bei der 0,9 Prozent betroffen waren. Da genetische Zusammenhänge bei dieser Erkrankung naheliegen und bereits potenziell verantwortliche Mutationen im Erbgut entdeckt wurden, ist dies zu erwarten. Keine Unterschiede gab es dagegen zwischen den geimpften und den ungeimpften Kindern: In beiden Gruppen war das Autismusrisiko praktisch gleich hoch. "In Übereinstimmung mit früheren Studien haben wir keinerlei Korrelation zwischen der MMR-Impfung und einem erhöhten Autismusrisiko entdeckt, so Jain und ihre Kollegen. Die Impfung führte in keinem Alter zu einem höheren Autismusrisiko – weder bei den Zwei- noch bei den Fünfjährigen. Zudem spielte es keine Rolle, ob die Kinder erst ein- oder bereits zweimal geimpft worden waren – auch hier zeigten sich nicht mehr Fallzahlen. Diese Nachricht sei vor allem für Eltern mit autistischen Kindern relevant, denn sie zögern häufiger, Geschwisterkinder gegen MMR impfen zu lassen – aus Furcht, dass auch diese Autismus entwickeln könnten. Diese Furcht sei unbegründet, urteilen Jain und Co. In den letzten Jahren nahm die Zahl der Masernfälle in Deutschland wieder zu, weil die Bevölkerung nicht ausreichend dagegen geimpft wurde. Die jüngste Masernwelle in Berlin betraf seit Herbst 2014 mehr als 1000 Menschen.

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