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Biologie: Erschnüffelte Angst

Säugetiere emittieren in Stresssituationen extrem flüchtige Pheromone. Neben anderen Sinneseindrücken ist deren Wahrnehmung für ihre Artgenossen ein wichtiges Mittel zur Erkennung von Gefahren. Ein schweizerisches Forscherteam um Julien Brechbühl von der Universität Lausanne konnte nun nachweisen, dass ein Komplex aus Nervenzellen, das so genannte Grüneberg-Ganglion, für die Wahrnehmung dieser Alarm-Pheromone zuständig ist.

Alle bisher untersuchten Säugetiere, auch der Mensch, besitzen ein solches Ganglion: Es befindet sich im vorderen Teil der Nasenspitze. Bei den untersuchten Mäusen umfasst der Komplex etwa 300 bis 500 Nervenzellen und wird bis zu einem Millimeter groß. Wurden die Fortsätze der Grüneberg-Ganglion-Zellen kurz nach der Geburt der Tiere durchtrennt, reagierten die Zellen künftig nicht mehr auf die von gestressten Mäusen ausgesandten Alarmstoffe. Statt wie sonst üblich in eine Art Schockstarre zu verfallen, bewegten sich die Mäuse weiter durch ihren Käfig. Einen Einfluss auf das normale Riechvermögen stellten die Forscher nicht fest: Wie ihre Artgenossen mit funktionsfähigem Ganglion konnten auch die operierten Mäuse einen im Käfig versteckten Futterkeks problemlos erschnüffeln.

Brechbühl und seinen Kollegen zufolge spielt das Grüneberg-Ganglion bei der Wahrnehmung von Gefahren eine herausragende Rolle. Insbesondere auch seine Position im vordersten Teil der Nase erlaubt es, selbst die flüchtigen Alarm-Pheromone schnell zu erkennen. Übrigens senden nicht nur Säugetiere solche Angstboten aus: Bei Insekten, Fischen und sogar Pflanzen ist das Phänomen ebenfalls bekannt.

Jan Hattenbach

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