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Erstaunlich effizient: Kleine Fledermaus jagt wie ein Löwe

Eine tropische Fledermausart jagt wie große Raubkatzen und erbeutet erstaunlich große Opfer. Das macht sie zu einem der effizientesten Raubtiere der Erde.
Eine Fledermaus fliegt knapp über eine Wasseroberfläche, während sie mit ihren Flügeln Wasser aufwirbelt. Im Hintergrund sind Blätter und Pflanzen zu sehen. Die Szene ist bei Nacht aufgenommen, was durch den dunklen Hintergrund betont wird. Wassertropfen spritzen in die Luft, während die Fledermaus einen Frosch im Maul hält.
Die Fledermausart Trachops cirrhosus ist geschickt darin, Frösche aus dem Wasser zu fangen.

Tief im Regenwald Panamas lebt eine Fledermaus, die es mit den größten Raubtieren der Erde aufnehmen kann, mit Löwen und Eisbären. Denn Trachops cirrhosus erbeutet nicht nur Nahrung, die fast so groß ist wie sie, sondern frisst auch noch nahezu alles davon. Das macht sie zu einem der effizientesten Raubtiere die Erde, schreibt deshalb ein Team um Leonie Baier von der Universität Aarhaus – zumal diese Fledermausart viel erfolgreicher jagt als Löwen, die immer wieder Rückschläge beim Beutemachen erleiden.

Die Arbeitsgruppe hatte 20 der Tiere mit winzigen Sendern ausgestattet, die unter anderem jede Bewegung und auch Geräusche der Fledermäuse, ihrer Opfer und der Umgebung aufzeichneten. Dabei entdeckten die Wissenschaftler Erstaunliches: Viele Fledermausarten fliegen nachts über lange Zeit und stellen ihrer Nahrung im Flug nach. Trachops cirrhosus verfolgt jedoch eine andere Taktik: Die Tiere hängen auf der Lauer und warten auf Geräusche ihrer potenziellen Opfer wie Frösche, kleine Vögel oder Säugetiere. Dadurch lokalisieren sie rasch ihre relativ große Beute, ohne lange Suchflüge unternehmen zu müssen.

Aufgezeichnete Daten zeigten, dass die Fledermäuse fast 90 Prozent ihrer Zeit energiesparend warteten. Flogen sie dann los, verliefen rund 50 Prozent der Nachstellungen erfolgreich und brachten Nahrung. Löwen sind dagegen nur in 14 Prozent der Fälle erfolgreich, Eisbären sogar nur in zwei Prozent. Dabei gelingt es den Fledermäusen, sogar bis zu 20 Gramm schwere Frösche zu töten, an denen sie dann teils fast 1,5 Stunden lang fraßen – wie die Forscher anhand der anhaltenden Kaugeräusche der Tonaufzeichnungen schließen konnten.

Ältere und damit erfahrenere Fledermäuse waren noch besser darin, große Beute zu erwischen: Diese Fähigkeit verbessert sich also im Laufe des Lebens. Trachops cirrhosus ist zudem bekannt dafür, sich erfolgreiche Jagdstrategien anderer Fledermausarten abzuschauen und selbst anzuwenden. Zudem können die Fledermäuse sich unterschiedliche Froschrufe über Jahre merken und sich daran erinnern.

Fledermaus fliegt froschige Beute an | Eindrucksvolle Bilder einer Jagd: Ein Vertreter von Trachops cirrhosus ist kurz davor, einen Frosch im tropischen Regenwald Panamas zu erbeuten.

Kleine Fleischfresser wie Fleder- oder Spitzmäuse müssen eigentlich konstant Nahrung erbeuten, da sie eine hohe Stoffwechselrate, aber wenig Energiereserven haben. Löwen oder Eisbären hingegen können es sich erlauben, wenn die Jagd nicht immer erfolgreich ausfällt: Sie besitzen normalerweise diese Speicher und verstoffwechseln Nahrung langsamer. Also setzen sie in der Regel großer Beute nach. Einige wenige Fledermausarten weichen jedoch von diesen Regeln ab: Sie decken ihren Energiebedarf ebenfalls mit relativ großen Opfern und sind dafür nicht konstant unterwegs. Unklar war jedoch, wie ihnen das gelingt. 

Kleine Sender, wie Baier sie eingesetzt hat, revolutionieren die Erforschung der Fledermausjagd: Sie ermöglichen Einblicke, die der Forschung sonst in der Dunkelheit nicht möglich wären. Dadurch konnten Biologen beispielsweise erstmals direkt nachweisen, dass der europäische Riesenabendsegler (Nyctalus lasiopterus) nachts ziehende Singvögel im Flug erbeutet, tötet und frisst.

  • Quellen
Baier, L. et al., Current Biology 10.1016/j.cub.2025.10.023, 2025

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